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Chong-Ji: Der Ursprung des Weges – Historischer und symbolischer Hintergrund
Der Hyong „Chong-Ji“ ist die erste festgelegte Form im traditionellen Taekwondo nach dem System des ITF (International Taekwon-Do Federation). Der Name bedeutet wörtlich „Himmel und Erde“ (Chong = Himmel, Ji = Erde) und symbolisiert laut General Choi Hong Hi, dem Begründer des ITF-Stils, den Ursprung der Welt und damit auch den Beginn der menschlichen Entwicklung. Chong-Ji ist damit nicht nur technisch die erste Form, sondern auch symbolisch der erste Schritt auf dem Weg des Taekwondoin.
Die Form wurde in den 1950er Jahren entwickelt, als Choi Hong Hi nach der Unabhängigkeit Koreas von Japan daran arbeitete, eine eigenständige koreanische Kampfkunst zu etablieren. Inspiriert von chinesischer und japanischer Formarbeit (z. B. Kata im Karate), schuf er die ersten 20 Hyongs, darunter Chong-Ji, um die Philosophie und Werte des Taekwondo zu vermitteln – Disziplin, Entwicklung und Respekt vor dem Ursprung.
Chong-Ji umfasst 19 Bewegungen, die in einem Kreuzdiagramm (Kreuzform = ✝️) angeordnet sind – das Kreuz steht symbolisch für die vier Himmelsrichtungen und den universellen Anfang. Der Übende bewegt sich zuerst nach links (Himmel), dann nach rechts (Erde), was auf die ursprüngliche Trennung dieser beiden Prinzipien in der ostasiatischen Philosophie (Yin und Yang) anspielt.
Inhaltlich vermittelt Chong-Ji die Grundtechniken wie unterer Block (Arae Makki), gerader Fauststoß (Momtong Jireugi) und einfache Gehformen (Ap Seogi). Die Form soll nicht nur Technik lehren, sondern auch Demut: Der Schüler steht am Anfang eines langen Weges, seine Bewegungen sind noch einfach – aber getragen von tiefer Bedeutung.
© SP 2025-05-18