von Nefeli Louka
Verzweiflung befiel mich, während ich den Flur links betrat. Der Fall war dermaßen langgezogen und lästig, dass selbst der Teufel keinen Geschmack daran gefunden hätte. Man zog mir die Seele nicht mehr aus der Nase, sondern aus der Haarsträhne, wie das griechische Idiom so schön sagt. Genauso gut passte aber auch, dass sie mich zur Weißglut trieben (immer schön international bleiben). Mir gefällt die Idee der Weißglut, denn es ist tatsächlich so, als ob man zu Liszts Csárdás Macabre auf meine stählernen Nerven unter Hitze mit Hämmern einschlägt. Interessant ist, dass im Deutschen Nerven als Stahl und im Griechischen als Saiten gesehen werden – in beiden Varianten tanzt man mir auf dem Kopf, ob nun zu Schlag- oder Saiteninstrumenten!
Ich fand des verdammten Themispriesters Tür. Neben ihr hing ein Bild des Johannes von Shanghai und San Francisco…Ich hätte es wissen müssen! Ein junger Geselle wird es also sein, Gott bewahre. Die unwissende und trotz alledem verehrte Leserschaft sollte sich merken, dass Männer mit der griechischen Staatsbürgerschaft auch freudsche Neigungen gratis dazubekommen.
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht das ferne Klackern von Freuds Knochen höre, der sich vor Lachen schüttelt, wenn er meine Erfahrung mit Männern allgemein, aber insbesondere die mit griechischen mitbekommt.
Zuallererst sollte ich klarstellen, dass griechische Männchen, wenn sie erregt sind, ihr Weibchen bei der Paarung gerne „meine Mutter“ oder „Mütterchen“ nennen. Das kann leicht für Verwirrungen sorgen, denn man weiß als Weibchen nicht immer, ob er nun einen selbst oder wirklich seine Mutter, die wahrscheinlich vor der Tür lauert, meint. Mein überaus anekdotisches Leben kann nochmal ein aufklärendes Bild bieten:
Eines Abends lag ich nackt neben meinem damaligen Freund und es waren keine zwei Minuten seit seinem großen Ende vergangen. Er streichelte mich und da es mir gefiel, sagte ich, ohne mir darüber Gedanken zu machen, einfach und simpel: „Das ist schön, ich mag das.“
Er antwortete: „Ja, meine Mutter mag das auch.“
Ich war danach nicht mehr dieselbe.
© Nefeli Louka 2022-09-01