10 – Versöhnung

Lisa Prinz

von Lisa Prinz

Story

Laura hatte eine Tasche dabei, in der sie Essen mitgebracht hatte. Paula ließ die Spaghetti also vorerst für morgen stehen, ganz zum Bedauern von Timo. Was ein Zufall! Stattdessen gab es jetzt für alle Abendbrot. Weintrauben, Käse, Salami, Baguette und Wein. Auch lecker. Am Tisch herrschte anfangs eine etwas gruselige Stimmung. Lena traute sich kaum zu Schlucken, so still war es. Doch dann ging Timos Mutter deutlich auf Lenas Eltern zu, erklärte sich und erzählte, was Timo ihr letztes Wochenende auch schon grob erzählt hatte. Nach und nach lockerte sich die Stimmung und man konnte sich vorstellen, dass diese Freundschaft wieder aufgebaut wird.

Nach dem Essen blieben alle noch sitzen und erzählten weiter. Weitere Weinflaschen wurden nun auch aus dem eigenen Keller geholt. Lena fragte Timo mit deutlichen Blicken und Zeichensprache, ob sie nicht doch lieber die Erwachsenen allein lassen und nach oben gehen wollen. Timo verstand das sogar.

Daraufhin stand Lena auf und griff nach einer Weinflasche und ihrem Glas. „Wir würden dann hochgehen, ja?“ Eine rein rhetorische Frage. Das war bereits beschlossen. Timo stand ebenfalls auf, nahm sein Glas in die Hand und nickte den drei Elternteilen zu.

„Aber keinen Blödsinn bauen, Lena!“ Natürlich musste ihre Mutter peinlich werden.

Sie seufzte. „Nein, Mom. Kein Blödsinn. Die Zimmertür mach‘ ich trotzdem zu.“, witzelte sie. Wennschon, dennschon. Aber ihre Mutter nahm es entspannt entgegen und kicherte.

Timo folgte Lena in ihr Zimmer und sobald er über die Schwelle trat, griff Lena seitlich an ihm vorbei, um die Tür zu schließen. Sie sah ihn an um seine Reaktion abzuwarten und beide lachten los. Er nahm ihr die Flasche aus der Hand und machte beide Gläser nochmal voll, ehe sie sich zusammen auf das Bett setzten.

„Hi.“, begrüßte Lena Timo scherzhaft nochmal richtig, so als ob sie noch nicht stundenlang unten beisammen gesessen und gegessen hatten.

„Hey, Nuss.“, lächelte er. Nuss. So hatte er sie früher immer genannt, um sie zu ärgern. Kennt ihr taube Nüsschen von Spongebob? Genau so eine Nuss. Mensch, sie waren Kinder! Sie musste grinsen bei dieser Erinnerung.

Lena sah erwartungsvoll in seine tiefbraunen Augen. Immerhin wollte sie noch eine Erklärung, warum das so lange gedauert hat, bis er sich blicken lassen hat.

„Also, ich war vor drei Tagen erstmal bei Mara zu Hause und musste sie fragen, wo du wohnst.“, lachte er dann. „Mir war ja schon bewusst, dass du auch umgezogen bist, aber kein Plan wohin genau. Mara war da ’ne gute Chance, das herauszufinden. Aber sie musste dichthalten, ohne Witz, ich hatte so Schiss, dass sie das nicht hinkriegt.“

„Hat ja gut geklappt. Ich hab mich die ganze Woche bei ihr quasi ausgeheult und sie hat mir einfach nur gut zugeredet. Wahnsinn!“

© Lisa Prinz 2023-05-06

Genres
Romane & Erzählungen