von Franzi Langer
In den Rauhnächten rappelt es ja bei dem ein oder anderem von uns ganz schön. Wir spüren, dass alte negative Energien gehen dürfen und wir im neuen Jahr frische positive Energien begrüßen wollen. So also auch bei meiner Frau und mir. Wir nutzten die Zeit zwischen den Jahren, um unsere Papeterie auszumisten. Ebenso waren die Kleiderschränke fällig. Hier befanden sich nämlich so extrem viele Sachen, die unbedingt wegdurften, um Platz für Neues zu schaffen. Außerdem drohte das ganze Schlafzimmer in die Luft zu fliegen, weil die Kleiderschränke einfach nur übervoll waren. Aufgrund von wenig Platz verabredeten sich ja dann hier auch noch alte Handtaschen mit Bettwäsche und Geschenkpapierrollen, um gemeinsam eine Party zu feiern. Dies mussten wir unbedingt stoppen, um wieder aufatmen zu können. Seit inzwischen über einem Jahr hatten wir kein Auto mehr. So waren wir also schon vor einiger Zeit auf die Öffis umgestiegen. Im Großen und Ganzen kamen wir auch super gut damit zurecht, nur beim Einkauf war es schon extrem nervig, die ganzen Tüten erst zu Fuß nach Hause und in den 3. Stock zu schleppen. Oben angekommen, fühlte es sich jedes Mal an, als hätten wir gerade einen Marathon hinter uns. Unsere Zunge hing dann immer wie bei einer Giraffe durch das Treppenhausgeländer geschlängelt bis nach unten in das Erdgeschoss. Wie also sollten wir unter diesen Umständen bitte die Säcke bis zur Kleiderspende bekommen? Diese war zwar nur maximal 100 Meter entfernt, jedoch hatten wir so fleißig ausgemistet, dass schon ein Sack mindestens eine Tonne wog und wir sie somit nicht einen einzigen Meter bewegen konnten. Wir riefen also unser geliebtes Stadt-Taxi, wo wir im Notfall schon mal darauf zurückgreifen. Hier zahlst du innerhalb der Stadt eine feste kleine Summe und kannst bis ans andere Stadtende oder eben auch nur bis zur nächsten Kleiderspende fahren. Nun war die große Preisfrage: machen sie das denn überhaupt? Sollten wir das lieber vorher anmelden? Schicken die dann extra ein Großraumtaxi? Wir beschlossen, es ordnungsgemäß anzumelden und zu fragen, inwieweit das denn möglich sei. Das folgende Gespräch ließ uns wirklich fast verzweifeln. Wir machen keine Umzüge! Oh, da haben Sie etwas falsch verstanden, wir wollen nicht umziehen, wir möchten nur ein paar Säcke ungefähr 100 Meter weiter zur Altkleidersammlung bringen. Danach gehen wir zurück in unsere Wohnung, da ist es gemütlicher als in dem Kleider Container, also ist es kein Umzug. Zumindest nicht für uns, nur für die alten Klamotten. Ich glaube, wir machen das nicht! Aber warum? Wenn ich nun sechs Koffer dabei hätte anstatt sechs Säcken, würdet Ihr mich doch auch mitnehmen. Wir machen keine Umzüge und keine Transporte dieser Art! Wie dieser Art? Was ist das denn für eine Art ein Taxi zum Altkleider Container zu bestellen? Können Sie in einer halben Stunde nochmal anrufen? Da ist die Nachtschicht da! Bitte fragen Sie dort nochmal! So war das also, so kurz vor Feierabend hatte er einfach keinen Bock mehr. Wir riefen also erneut dreißig Minuten später an ohne Ankündigung unserer Tonnen an Gepäck. Fahrer kam, stieg aus und half einzuladen und am Altkleider Container auszuladen. Er bot uns noch an, uns kostenfrei zurückzufahren. Wir lehnten dankend ab und gaben ihm ein großzügiges Trinkgeld. Dummer Fehler Herr Kollege der Tagschicht. Sehr dummer Fehler!
© Franzi Langer 2024-01-09