von Markus Szaszka
Es wird der Tag kommen, da wird mein perlmuttenes Ei abgerieben sein – nicht mehr glänzen – nicht mehr kullern – nicht mehr da sein. Dagegen ist nichts auszurichten. Verschwendet sind die Momente, in denen ich diesem Umstand nachtrauere. Machtlos. Aber davor. Was passiert davor, bis mein größter Schatz verbraucht sein wird? Darf ihn nicht verdrecken lassen. Will ihn nicht verstecken. Will ihm folgen, will ihn anfeuern, ihn gerne auch gehenlassen, wenn die Zeit kommen wird. Möchte stolz sein, auf meinen Perlmuttkern. Habe nur einen. Wunderwerk. Liebenswert. Schützenswert. Einem Perpetuum mobile nicht unähnlich.
Kann nicht anders, als immer weiter zu wollen, immer aufstehen zu wollen. Auf die Schönheit der untergehenden Sonne zulaufen. Weiße Wolken, warme Farben, Bläue, Brise, versinken im Sand, Flügelschläge, Händchenhalten, treue Worte, sanfte Küsse. Das soll mein Hintergrund sein. Hierfür gehe ich. Hierfür stampfe ich. 100 Täler, 1000 Täler, ∞ Täler. Bis ich ihn finden werde, meinen Hintergrund. Ich will ihn selbst malen.
Trotz steigt auf, haut den Pickel in meine Halsader, reißt sich hoch, Millimeter für Millimeter – reiner Wille. Niemand wird kommen, um mich zu tragen. Keine Sänfte. Keine Palmenwedel. Nichts dergleichen. Muss in Bewegung bleiben, sonst lande ich im Dreck – krank – hustend – nach Luft ringend – den Arm nach oben streckend – um Hilfe flehend. Das darf nicht sein. Gib dir Mühe, kleiner Trotz. Bald bist du bei meinem Kinn, bald beim Mund, dann zur Nase und zum Auge, noch ein kleines Stück und du erreichst das Ohr – dann hinein, schwupp: Das Hirn wird angelassen. Der Impuls geht weiter. Herz. Weiter. Seele. Weiter. Wo bist du, Lebensfreude? Gibt es dich? Suchst du auch nach – mir?
Ich möchte einen Ort finden, an dem ich den ganzen Tag lang Wörter aneinanderreihen darf. Und das große L fest an mich drücken darf. Wo alles andere zur Nebensache wird. Bin ich ein Dummkopf, weil ich nach dir suche? Bist du die letzte Mär, in einer Reihe mit dem Weihnachtsmann, dem Osterhasen, der Zahnfee. Stehst an letzter Stelle, am Abgrund, um den anderen zu folgen?
Ich muss wahnsinnig sein. Glaub immer noch an dich. Kann nicht anders, bin ausgeliefert. Galaktische Anziehungskräfte drücken mich in deine Richtung. Ihr Ursprung: Der Anfang der Zeit und des Raumes. Vielleicht ist es gut, wahnsinnig zu sein. Anders zu sein. Normal ist in diesen Straßen nur eines; sorgenvolle Vorsicht – eigenbrötlerische Abschottung – Gift.
© Markus Szaszka 2022-05-18