von NoWizard
Wir trafen uns heimlich. Wir hatten die Regeln aufgestellt: z. B. keine weiteren Frauen, keine Eifersucht, jederzeit Stopp, wenn einer der Seiten sich zurückziehen will, ohne Szenen oder Erklärungen. Es lief alles gut. Ich konnte mich meiner Arbeit widmen, ohne Panikattacken zu haben. Und auch wenn ich welche hatte, konnte ich mich „abreagieren“. Du weißt schon wie. Das hat geholfen. Auch das Körperliche hat nach der verbotener Frucht geprickelt. Das hat unsere Leidenschaft entfacht. Das und natürlich das Ablaufdatum für unsere „Beziehung“. Ich habe sogar überlegt, ob die körperliche Komponente der Abmachung genauso gut funktionierte, wenn wir uns einfach so, als ein „normales Paar“ getroffen hätten. Das wurde mir zum Verhängnis.
Ich rutschte in die „Was wäre, wenn…“-Gedanken hin und wieder mal ab. Ich habe aber bei mir alles sehr strickt nach den Regeln gehalten und habe tierisch aufgepasst, dass diese Gedanken nicht von meiner Seite aus laut ausgesprochen würden. Denn dann würde meine Zauberblase platzen. Ich würde mich in der unschönen Realität wiederfinden, dass ich diejenige bin, die eine Beziehung durch ihr einmischen kaputt gemacht hatte, und somit einem unschuldigen Mädchen wehtat. Aber, wenn es von dir aus kommen würde … … wie gesagt, ich habe meinen Wortlaut sehr stark kontrolliert und gefiltert.
Am schlimmsten hat meine Blase vibriert und gesungen, bereit jeden Moment zu platzen, als du mit ihr telefoniert hattest. Es tat weh zu hören, wie kalt du zu ihr währenddessen warst. Es hat auch weh getan zu hören, dein „Ich liebe dich auch“. Genau in diesen Momenten war mir kristallklar gewesen, was für eine Rolle ich in deinem Leben spiele. In den Momenten hat sich die Maske der „sorglosen Bitch“ bei mir ins Fleisch geschnitten. Das war eigentlich nicht ich. Meine Seele hatte sich zusammengezogen und geweint. Danach brauchte ich viel Überredungskunst für mich selbst, diese Idee nicht direkt fallen zu lassen. Da stand ich aber vor einem anderen Dilemma – ich konnte keinen Nervenzusammenbruch in dem Moment gebrauchen und somit auch meine Arbeit und mein Studium damit gefährden. Ich hielt es durch. Ich hatte für meine Arbeit drei Monate Zeit. Tagsüber war ich ziemlich gut organisiert und im Fluss beim Schreiben. Abends, hatte ich meine Ablenkung ohne mich viel zu viel abzulenken. Meine Rechnung ging auf. Dann musstest du wegfahren. Zu ihr.
So gut es ging, habe ich deine eigentlichen Reiseziele ausgeblendet, blieb nur die kurze Trennung. Ich hatte sogar Hoffnung geschöpft, dass wenn du zurückkommst, kann sich etwas bei uns ändern, wenn du im Herzen genauso empfunden hattest wie ich … „Nein! … um Gottes willen. So war nicht der Plan“ – dachte ich mir und war sogar erleichtert, dass es sich nicht geändert hatte. Es war mir bewusst, dass ich dich ausnutze und dir auch kein Funken Hoffnung gebe, dass es auch anders sein könnte. So war der Plan. So war die Abmachung. Es war ein sehr guter Plan. Bombenfest. Es hat funktioniert. Du hattest nicht den Hauch einer Chance bei mir in einer Beziehung zu landen. Du warst clever genug, um das zu verstehen und es nicht zu versuchen. Vielleicht warst du aber auch absolut zufrieden mit der Situation. Das war ich auch …
© NoWizard 2024-01-16