11. Kapitel

Diana-Wladimirowna

von Diana-Wladimirowna

Story

Es sind nicht einmal fünf Minuten vergangen, seitdem ich das Arztzimmer betreten habe, als auch schon Dr. Bernhard durch die Tür kommt. „Also, ich habe mir das Kurz-EKG angeschaut und kann Ihnen sagen, dass alles in Ordnung ist“, spricht er sogleich drauflos, wofür ich ihm unendlich dankbar bin. So habe ich keine Zeit, mich in ein Worst-Case-Szenario hineinzusteigern. Erleichtert atme ich aus. Lange wehrt die Freude jedoch nicht, da ich mich nun entscheiden muss, ob ich mir das Blut abnehmen lasse oder nicht. Für viele mag diese Angst lächerlich erscheinen, aber schon bevor meine mentale Stabilität zu einem Wackelturm wurde, konnte ich Spritzen nicht ausstehen. Nachdem ich nach meiner ersten und einzigen Blutabnahme auch noch umgekippt bin, wollte ich diese Erfahrung nicht so schnell wiederholen. Alleine bei dem Gedanken, wie eine Nadel meine Haut durchstechen wird, steigt mein Puls in die Höhe, mir wird gleichzeitig unglaublich kalt und meine Hände fangen an zu zittern. Aber ich will auch Gewissheit haben. Bevor ich dem Arzt meine Entscheidung mitteilen kann, redet er weiter. „Ich würde jedoch ein Langzeit-EKG vorschlagen, um ein genaueres Bild zu bekommen.“ Der Gedanke 24 Stunden ein Gerät an mir befestigt zu wissen, ist zwar nicht angenehm, aber da ich nun weiß, was mich erwarten wird, stimme ich dem Vorschlag zu. „Bevor das Gerät befestigt wird, würde ich Ihnen zuvor Blut abnehmen, in Ordnung?“, fragt er mich und das Zittern wird stärker. Reiß dich zusammen, ermahne ich mich. Du bekommst das hin. Du bist in einer Arztpraxis, also sicher. Wenn etwas passiert, dann werden sie eingreifen. Und was sollte dir überhaupt passieren? Dass du ohnmächtig wirst, ist nicht das Schlimmste im Leben. Nach einem kurzen inneren Pep-Talk meiner vernünftigeren Stimme, die von meinem jammernden Ich genervt ist, bringe ich die entscheidenden Worte hervor. „In Ordnung. Aber wie bereits gesagt, habe ich panische Angst vor Blutabnahmen und das letzte Mal bin ich umgekippt“, presse ich schnell hervor. „Keine Sorge, es wird nichts passieren. Legen Sie sich auf die Liege und wenn Sie möchten, können Sie die Augen schließen“, beruhigt mich der Arzt. Während ich mich hinlege, sucht er das Equipment zusammen. Als er sich nähert, schließe ich die Augen und merke, wie ich am ganzen Körper anfange, zu zittern. Auch meinen Atem stoße ich zittrig aus, was dem Arzt nicht entgeht. „Haben Sie keine Angst. Konzentrieren Sie sich alleine auf ihre Atmung. Krempeln Sie bitte Ihren Ärmel nach oben. Genau so. Jetzt atmen Sie mit mir. Ein und aus“, versucht er mir meine Nervosität zu nehmen. „Was studieren Sie?“, fragt er mich, während ich einen kurzen Stich an meiner Armbeuge wahrnehme. „Wirtschaftsmanagement“, antworte ich ihm. „Interessant. In welchem Semester sind Sie bereits?“, stellt er auch schon die nächste Frage. Ich weiß, dass er mich ablenken möchte und tatsächlich funktioniert es auch. Nachdem ich ihm diese und weitere Fragen beantwortet habe, ist es auch schon vorbei. „Sie haben es geschafft“, sagt der Arzt freundlich und legt ein Wattepad auf meine Armbeuge. „Bleiben Sie noch etwas liegen.“ Nach fünf Minuten klebt er mir ein Pflaster auf, lässt das EKG befestigen und wir verabschieden uns voneinander. Ich kann nicht glauben, dass ich es geschafft habe! Dass ich meine Angst überwunden habe und dabei nicht einmal ohnmächtig wurde! Ich fühle mich berauscht und kann es kaum erwarten, diesen Erfolg mit meiner Familie zu teilen!

© Diana-Wladimirowna 2023-08-26

Genres
Romane & Erzählungen