1/11 – Letzter Ausweg

SvenSelf

von SvenSelf

Story

Es ist Nachmittag. Meine Mama holt mich von der Schule ab. Mein Vater kann mich heute mit dem Auto nicht abholen.

Meine Mama nimmt meinen Schulrucksack und meine linke Hand. Sie fragt mich, wie mein Tag war, während wir zur Bushaltestelle laufen. Der Weg wirkt immer so lang. Aber jetzt bin ich zumindest nicht mehr allein.

Ich antworte, es war okay. Ich frage mich, ob es heute etwas Gutes zum Essen gibt? Mein Lieblingsessen, vielleicht? Spaghetti? Ich freue mich schon, egal was es ist. Es wird sicher lecker sein. Wir gehen zusammen durch die Wohnhochhäuser. Und wir reden nicht miteinander.

Heute haben meine Schulkollegen in der Großpause auf dem Schulhof gespielt. Niemand hat mich zum Spielen gerufen. Ich habe niemanden gefunden, mit dem ich spielen könnte. Ich weiß es nicht, ob es gut gewesen wäre. Ich habe Blätter gesammelt für den Kunst-Unterricht. Vielleicht hätte mir ein bisschen Spielen mit jemandem gutgetan. Ich weiß es nicht.

Aber heute ist ein schöner Tag. Die Sonne scheint. Wir erreichen die Bushaltestelle und warten ein bisschen, bis der Bus kommt. Ich liebe Busfahrten. Und er kommt! Es dauert noch ein bisschen und wir sind sicher bald zu Hause. Ich schaue durch das Fenster und entdecke die bunten Blätter an den Bäumen. Diese Blätter sind so schön. Mir gefällt der Herbst so sehr.

Wir steigen wieder aus und gehen zur nächsten Bushaltestelle. Puh, der Rucksack ist sicher schwer. Ich muss den zum Glück nicht tragen. Meine Mama tut das für mich. Wir warten wieder ein paar Minuten.

Oh nein, ein Rettungswagen kommt. Diese furchtbaren Sirenen. Das Herz tut mir so weh. Ich will es nicht hören. Ich will den Wagen nicht sehen. Jemand ist in Not. Jemand ist in Gefahr. Es ist ein sehr unangenehmes Gefühl. Ich will es nicht haben. Bitte, geh weg, dieses Gefühl. Ich will dich nicht haben.

Ich brauche ein paar Minuten, bis mein Bauch wieder okay ist. Wir sind bald zu Hause. In Sicherheit. Mein Papa kommt dann später von der Arbeit nach Hause. Wir warten dann auf ihn.

Später werde ich dann malen. Oder schreiben. Oder zeichnen. Oder alles. Ich werde dann einfach spielen. Ich werde das alles allein machen. Mein Bruder mag sowas nicht. Und ich werde auch sicher lernen. Ich möchte gute Noten haben. Ich möchte, dass meine Eltern stolz auf mich sind. Der Nachmittag wird so sicher schön sein.

Mein Nachmittag.

21:04

Oh nein, mein Herz ist so unendlich komisch. Ich fühle etwas in meiner Brustmitte. Ich habe Angst. Es ist dunkel im Zimmer, aber ich kann nicht schlafen. Ich weine. Ich weine so leise, damit ich meinen Bruder nicht aufwecke. Ich habe solche Angst. Was ist mit mir los? Was ist das? Wieso habe ich diese Schmerzen? Wieso habe ich dieses Gefühl?

Ich muss zu meinen Eltern gehen. Ich gehe zu ihnen. Ich schlafe mit ihnen. Ich hoffe, dass es bald aufhört. Ich hoffe, dass alles wieder gut wird, aber es ist so dunkel jetzt. Ich habe unendlich große Angst. Ich muss aber zu Mama und Papa. Die Schmerzen kann ich allein nicht aushalten.

Bitte, soll das aufhören.

© SvenSelf 2021-04-23

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