von Lena Böhringer
Woher wusstest du, wo ich bin? Er runzelt die Stirn zur Doppelfalte.
Immer dann muss sie lachen. Schon immer. „Das weiß er“, denkt sie sich.
„Ich wusste es einfach“, lautet ihre schroffe Antwort.
„Endstation. Dass du in dem kleinen Dorf gelandet bist. Es ist dieser Ort, in den ich schon seit Jahren mit dir verreisen wollte. Und jetzt sind wir hier. Aber du hättest mir auch sagen können, wo du steckst. Bei der Alm hatte ich im letzten Jahr schon ein Angebot eingeholt. Aber bis wir uns entschieden hatten, war schon alles ausgebucht.“
„Weil wir einfach zu viele Sachen im Kopf hatten? Und der Tisch in Marke Eigenbau?“, fragt er.
„Lass dich überraschen. Aber lass uns erst einmal frühstücken gehen“, meint sie.
Sie reden nicht. Sie essen. Zusammen an einem Tisch. Wie lang ist es her? Das letzte Mal? Sie schauen sich an und sie verschluckt sich am Spiegelei, weil Multitasking gerade nicht funktioniert.
Sie checken aus, lassen das Gepäck erstmal da und spazieren. In der flachen Ebene, in der es scheinbar keine Alm geben kann.
Als sie etwas Abstand von der Alm haben, da erkennt Herr Wellen von Pappe auch das Gasthaus wieder, welches sie im vorherigen Jahr unbedingt buchen wollten. Es ist die Alm und die heißt eben so wegen Alma Alm. Die Besitzerin heißt Alma. Daran hatte er gar nicht mehr gedacht. Aber sie hatte es noch gewusst.
Gestern Abend dämmerte es schon und ihm dämmert so langsam, dass sie nicht nur so da laufen, sondern weil sie ihm etwas sagen möchte.
Sie sagt kein Wort. Das gedachte Wort hängt über ihnen – unausgesprochen – wie eine schwere Wolke.
Sie räuspert sich.
„Sag schon“, bringt er ungeduldig hervor.
„Sie bringt es nicht“, das denkt sie. Sie kann es ihm nicht sagen.
„Ich kann es nicht erraten“, meint er.
Sie flüstert. „Schau, ich habe die Türen getauscht und wir sind nicht darauf gekommen, dass es daran liegen könnte. Wir dachten, die Wohnung wäre einfach zugig und nicht wohnlich. Ich habe den kleinen Tisch mit den zwei Stühlen in der Mitte aufgestellt und ein wenig Licht gemacht. Rechteckig war am einfachsten. Allein die Beine musste ich montieren. Die Küche habe ich wandständig belassen und auch dort eine Lampe montiert.“
„Nein“, entgegnet er. „Einfacher ist besser, weil weniger manchmal einfach mehr ist. Für einen Tag ist es schon gut. Papperlapapp.“
© Lena Böhringer 2024-11-12