12 Jahre später! (3)

Hermi Berger

von Hermi Berger

Story

War natürlich nichts mit “Antidepressiva-absetzen”.

Ich war bloß provokant, überheblich und vielleicht auch dumm, als ich diese Aussage tätigte.

Diese Aussage mache ich jetzt „nur“, um meinen Titel der Geschichte 1 zu rechtfertigen. Dass ein Burnout der Auslöser für diese Depression war, wurde mir erst viel später diagnostiziert und auch bewusst.

Inzwischen bin ich zwölf Jahre in Pension. Zwölf Jahre älter und wieder zwölf Jahre erfahrener. Ich weiß endlich, dass ich diese Medikamente nie mehr in meinem Leben absetzen KANN, und deshalb auch nicht absetzen WERDE. Ich weiß inzwischen vielmehr, dass ich dankbar sein darf, dass es diese Medikamente für mich gibt. Für mich, die ich doch so ein lebensbejahender und positiver Mensch bin. Für mich, der Außenstehende ja nie die Depression zugebilligt haben. “Die spinnt nur, die lässt sich gehen, die ist verrückt!”

Wer nie selber drin gesteckt hat in so einer Depression, der kann es sich einfach nicht vorstellen wie es ist

am Bett zu kleben, und nicht die geringste Kraft hat – aufzustehen. Und der kann sich auch nicht vorstellen, wie es ist – bei noch so positiver Lebenseinstellung- auf einmal den strahlenden Sonnenschein nicht mehr wahrzunehmen. Aus diesen Situationen haben mich immer wieder die Medikamente heraus geholt. Und irgendwann habe ich es dann endlich kapiert: Verzicht auf Antidepressiva ist bei MIR nicht mehr möglich.

In einer vorigen Geschichte schrieb ich noch davon, dass mich ein Teil meiner Umwelt für verrückt hielt. Und recht hatten sie! Was heißt den “verrückt” wirklich? Ver-rückt. Stimmte ja total. Stand ich doch nur allzu oft NEBEN meinen Schuhen! Das Interessante daran war aber der Umgang jener Menschen mit mir, die nur hinter vorgehaltener Hand oder in meiner Abwesenheit über dieses Ver-rücktsein redeten. Wollte ich selber dazu Stellung nehmen, hat es die Wenigsten interessiert, oder mir wurde mitgeteilt, dass ich mir das alles ja nur einbilde. Es gibt kaum eine nicht-medikamentöse Therapie, die ich nicht ausprobiert habe. Immer mit dem Ziel, die pharmazeutischen Mittel abzusetzen. Ein kurzes Hoch, ein Tief und wieder ein Hoch. Ein weiteres Tief, ein Hoch usw. usw.

Während eines länger anhaltenden Hochs ließ ich mich schließlich leichtsinnigerweise zu der Aussage hinreißen: “Mir reicht`s, zehn Jahre Antidepressiva sind genug!”

Und jetzt frage ich DICH- als jene Person,- die diese Zeilen liest: bist du SELBER betroffen von diesem Thema, oder “nur” Angehöriger? In beiden Fällen könnten dich auch andere Geschichten von mir auf story.one interessieren. Ein ewiges Auf und Ab in all den Jahren hat natürlich zu manchen (ungewollten) Wiederholungen geführt. Da aber die einzelnen Geschichten immer “frisch von der Leber geschrieben” wurden , – und wie man ja weiss – ich sehr vergesslich bin, möge man mir das verzeihen.

© Hermi Berger 2022-10-19

Hashtags