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Sahriah Ingratubun

von Sahriah Ingratubun

Story

22.08.2022

Wieder zurĂĽck im Flugzeug. Ein etwas kĂĽrzerer Flug dieses Mal. Es geht gerade nach Amsterdam, um meine Schwester zu besuchen.

Seit einem Jahr bin ich wieder in Berlin. Mein Studium in Korea ist schon seit einer Weile hinter mir. Schon komisch, hier wieder einzuschalten nach all dem, was passiert ist.

Ich schaue immer noch genauso verdattert auf meine Zeit in Jakarta zurück wie davor. Jetzt, mit ganzen 25 Jahren, fühlt sich mein 18-jähriges Dasein immer noch an wie ein schräger Traum. Sogar nach dem gesamten Studium sind diese 2 Wochen nach wie vor ein Mysterium. Es ergibt schon Sinn, warum ich damals so viel geschrieben habe, als ich mittendrin war. Irgendwie muss mir klar gewesen sein das, was sich gerade abspielt, ein Wendepunkt ist. 6 Jahre später und das ganze wurde einmal ins Deutsche übersetzt und an den YSA 2022 geschickt. Ich weiß gar nicht so recht, ob man die 4. Wand so doll durchbrechen darf, aber wir werden es wohl früher oder später herausfinden.

Gerade übergab mir die nette Flugbegleiterin von KLM meinen Kaffee. Ich bat sofort um Milch, denn jeder, der mich kennt, weiß, dass ich und Kaffee ohne Milch Erzfeinde sind. Sie streckte mir jedoch weiter den Becher samt schwarzer Flüssigkeit entgegen. „Milk?“ fragte ich erneut und schaute sie ein wenig verzweifelt an. Sie nickte mir wohlwollend zu und hielt unverändert den Becher. „Creamer“ sagte sie schließlich, ihr Lächeln, trotz freundlicher Miene, trug nun eine gewisse Spannung mit sich. Endlich begriff ich und nahm ihr fix den Becher aus der Hand. „I’m so sorry!“ sagte ich schnell, während sie mir ein Päckchen mit Milchpulver übergab. Ihr warmes Lächeln versicherte mir, dass sie diesen Moment schon so einige Male hinter sich hatte. Siehe da, in der Reihe hinter mir geschah direkt dasselbe noch einmal. Ich habe wirklich unglaublichen Respekt vor Flugbegleiter:innen.

Ich weiß nicht, was genau es ist, aber immer, wenn ich im Flugzeug sitze, fließen mir die Worte nur so aus den Fingern. So weit weg von allem zu sein, allem. Weg von zu Hause und doch noch nicht am Reiseziel. Eine Art Limbo. Man schwebt praktisch zwischen den Realitäten, die an jenen Orten auf einen warten. Mitten in der Luft und über den Wolken fühlen sich die Fesseln an all das, was uns auf dem Boden hält, nicht mehr so stark an. Dazu kommt die Geräuschkulisse des Flugzeugs. Ein Ambiente aus white noise, dem Rascheln von Snacks, verschiedenen Gesprächsfetzen von Erwachsenen und Kindern, die sich durch das Brausen des Flugzeugs bohren und dem klicken, knacken und quietschen der verschiedenen Türen.

Oh oh, gerade kam die Durchsage, wir landen gleich.

© Sahriah Ingratubun 2022-08-31

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