13. Ghibli-Nachhilfe

Anna Theresa Schreiber

von Anna Theresa Schreiber

Story
Tokyo 2023

Das Kawaii-Kapitel ist leider zu kurz, um Studio Ghibli in angemessenem Umfang zu erwĂ€hnen. Deshalb wĂŒrdige ich diese legendĂ€ren Anime-Filme nun mit einer eigenen Story. Ich gestehe, dass ich bis auf Kikis kleiner Lieferservice als Kind oder Jugendliche womöglich gar keine Ghibli-Filme gesehen hatte. Inzwischen verstehe ich, warum manche Freund:innen so schockiert waren, als ich das vor ein paar Jahren zugab. Jetzt bin ich wirklich froh, dass ich zumindest einen Teil der Ghibli-Grundbildung vor meinem Japansemester nachgeholt habe. Inzwischen kenne ich Mein Nachbar Totoro, Das wandelnde Schloss, Arrietty, Chihiros Reise ins Zauberland und schaute nach der Zeit in Japan dann noch Whisper of the Heart und im Kino Der Junge und der Reiher. Mir gefĂ€llt der detaillierte Zeichenstil der fantasievollen Wesen und Landschaften sowie die Mimik der Charaktere in diesen Filmen. Auch die BezĂŒge zur japanischen Mythologie und die Botschaften, die Themen wie Umweltschutz, Pazifismus und MitgefĂŒhl aufgreifen, sind wunderbar. In Japan stellte sich dann heraus, dass Ghibli auch ein schönes und verbindendes GesprĂ€chsthema sein kann.

Die typischen Charaktere begegneten mir immer wieder in Tokyo, einen Ghibli-Store gab es zum Beispiel im Sunshine City neben dem Campus. Als unser Kurs einen Ausflug plante und angekĂŒndigt war, dass wir auf dem Boden schlafen mĂŒssten, kaufte ich mir statt eines Schlafsacks eine flauschige Totoro-Decke. Auch wenn ich dafĂŒr weniger Kleidung wĂŒrde kaufen können, diese Decke musste auf jeden Fall auf dem RĂŒckflug noch in den Koffer gequetscht werden! Ein kleines Totoro-Stofftier „adoptierte“ ich dann beim Ausflug nach Yomiuri-Land und wir machten einige Fotos von ihm vor der bunten Leuchtkulisse des Freizeitparks. Als ich kurz vor dem RĂŒckflug noch ein paar Yen loswerden musste, entschied ich mich fĂŒr einen Jiji-SchlĂŒsselanhĂ€nger, das ist der Kater der Hexe Kiki.

Dank des Organisationstalents einer Freundin aus meinem Wohnheim gelang auch das frĂŒhzeitige Buchen von Tickets fĂŒr das Ghibli-Museum in Mitaka, das wir als eine kleine Gruppe besuchten. Ein Kulturbanause war dabei, der noch nie einen Ghibli-Anime gesehen hatte und sich nun ĂŒberlegte, wie er bluffen könnte, falls man nur Leute mit hinreichenden Filmkenntnissen ins Museum lassen wĂŒrde. So einen Test gab es natĂŒrlich nicht, dafĂŒr aber ein Fotoverbot in den InnenrĂ€umen, sodass die Besuchenden sich ganz auf die Erfahrung vor Ort konzentrieren konnten. Immerhin wurde ein Kurzfilm gezeigt, sodass spĂ€ter wirklich alle aus der Gruppe einen Ghibli-Film kannten. Die Architektur war faszinierend und gemĂŒtlich, mit farbenfrohen Mosaik-Fenstern und einer abenteuerlichen Wendeltreppe. Die Ausstellung bezog sich hauptsĂ€chlich auf die Entstehung und weniger auf die Inhalte der Filme (abgesehen von einer wechselnden Sonderausstellung), aber es gab auch ein paar interaktive Stationen mit bewegten Bildern und Figuren. FĂŒr kleine Kinder gibt es außerdem einen Raum mit einem begehbaren Katzenbus. Das Museum liegt am Inokashira-Park, den wir im goldenen Licht der herbstlichen Abendsonne durchquerten und dann Kichijoji erreichten, wo es viele hippe Thrift Shops gibt.

© Anna Theresa Schreiber 2024-03-09

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Reise, Biografien
Stimmung
Emotional, Informativ, Inspirierend, Unbeschwert, Reflektierend
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