An diesen Punkt kommt eine Mutter bei jeder natürlichen Geburt, wurde mir gesagt. Deswegen wusste ich, wenn ich hier an angelangt war, würde es nicht mehr lange dauern bis ich meinen kleinen Schatz in den Händen hielt. „Ich kann nicht mehr. Ist es bald vorbei?“. „Du machst das ausgezeichnet! Halte durch. Du bist tapfer und machst das wundervoll.“, das waren einige aufmunternde Worte meiner Hebamme. Ich war so dankbar für diese tolle Unterstützung. Auch Paul war die ganze Zeit an meiner Seite. Er hielt meine Hand und atmete sogar bei den Wehen teilweise mit. Ein Mal biss ich ihn aus Versehen in die Hand. Nochmal entschuldige!
Von der aufrechten Position wechselte ich wieder in die Rückenlage. Einen Fuß stützte ich am Bett ab, den anderen an der Schulter der Hebamme. Paul hielt noch immer meine Hand. Der Arzt wurde ein paar Minuten vor der Geburt dazu gerufen. Er machte einen schnellen Blick beim Hereingehen über die Dokumentation der Geburt. „Na das ging ja schnell. Ich habe meinen Kollegen eigentlich gesagt, dass das Kind gegen Abend zur Welt kommt, aber das läuft ja super!“ Das waren seine Worte bevor er sich hinsetzte. Unsere Kleine konnte es halt nicht abwarten. Eine Wehe folgte auf die andere. Mein Partner berichtete mir das man schon den Kopf sehen konnte, während ich mir dachte, wann es endlich vorbei sei. „Ein Mal noch, dann hast du es geschafft“, versicherte mir die Hebamme. Ein Mal noch?“ fragte ich meinen Verlobten. „Ja, ein Mal noch“. So nahm ich nochmal all meine Kraft zusammen, um sie in die letzte Presswehe zu stecken.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn alles vorbei ist. Ein Gefühl der Erleichterung. Die Hebamme nahm unsere Kleine und ich hörte nur wie sie zu ihr sagte „Na schrei mal.“ Und dann schrie sie. Alles freuten sich. Die kleine Bohne wurde mir gleich auf die Brust gelegt. Sie sah mich an. Mit ihrem skeptischen Blick und ihren kleinen Augen. Die Hebamme half mir sie gleich zur Brust zu führen. Der Arzt checkte derweil, ob alles okay war und fing an zu nähen. Es war nicht schlimm. Eine kleine Geburtsverletzung, nichts Tragisches. Einstweilen lagen jetzt 48 cm und 2735 Gramm in meinen Händen. „Paul, ich habe es geschafft.“ Das waren meine ersten Worte. Ich habe es geschafft. Ich habe ein Kind zur Welt gebracht. Ein unbeschreiblicher Moment. Welche Emotionen und Hormone durch den Körper fließen, ist nicht in Worte zu fassen. Allerdings weiß ich noch ganz genau wie ich mich gefühlt hab.
Um 14.02 kam unsere Tochter zur Welt. Bis halb sechs waren wir im Kreißsaal und durften die Zeit zu dritt genießen, bevor ich wieder aufs Zimmer kam. Wer sich jetzt fragt, ob ich meine Familie kontaktierte, natürlich! Paul und ich riefen meine Mama, meine Oma, seine Mutter an und verschickten auch Nachrichten. Ich hatte meine Mama auch angerufen als wir auf den Weg ins Krankenhaus waren, aber da schlief sie bereits.
Im Zimmer angekommen tratschte ich noch mit meinen Zimmergenossinnen. Wir waren zu dritt. Ich konnte mein Glück noch immer nicht fassen. Hallo kleine Bohne. Du bist in der Welt angekommen.
© Diana-Melody Micheal 2023-08-08