13: Sternzeichen Widder

Sabine Knauf

von Sabine Knauf

Story

„Würdest du mit mir auf ein Sieben-Minuten-Date gehen?“ Leif sah mich mit einem durchdringenden Blick an. Ich brauchte ein paar Sekunden, um den Sinn hinter seinen Worten zu verstehen. Dann nickte ich langsam. Gerade hatte ich noch behauptet, nie wieder an so einem Spektakel teilzunehmen – und nun saß ich mitten drin. Leif stellte die Schüssel mit Hefeteig beiseite und setzte sich mir gegenüber an den mit Mehl bedeckten Tisch. „Also habe ich sieben Minuten, um dich zu überzeugen?“ Fragte er grinsend. Unbeholfen nickte ich. „Alles klar, das schaffe ich.“ Seine lockere Art brachte mich zum Schmunzeln. In meinem Magen begann es vor Aufregung zu kribbeln, als er sein Handy nahm und sagte: „Ich stelle den Timer auf sieben Minuten. Meinetwegen kann es jetzt losgehen.“ Überfordert starrte ich auf das Display. Die Zeit lief bereits. Kurz schloss ich die Augen, reichte ihm dann meine Hand und versuchte, unser kleines Date als Chance zu sehen, Leif besser kennenzulernen. Ich musste ihn ja nicht gleich heiraten. „Hallo, mein Name ist Rieke. Und wie heißt du?“ „Es freut mich, dich kennenzulernen, Rieke. Ich heiße Leif.“ „Wieso wolltest du dich mit mir treffen?“ Kaum hatte ich die Frage ausgesprochen, bereute ich sie. Ich wagte es nicht, Leif dabei anzusehen. Er zögerte keine Sekunde mit seiner Antwort. „Weil ich schon oft mit dem Gedanken gespielt habe, dich, liebes Blumenmädchen, um eine Verabredung zu bitten. Bis jetzt habe ich mich nicht getraut. Aber heute schien mir der perfekte Moment, dich nach einem Rendezvous zu fragen. Schließlich hast du mir eine ideale Vorlage geliefert. Außerdem stört uns um diese Uhrzeit niemand – keine Kunden, keine anderen Deppen. Wir können ganz in Ruhe plaudern.“ „Du interessierst dich für mich?“ Mir wurde unerträglich heiß. Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Also wich ich aus. Statt auf seine Worte einzugehen, stellte ich ihm die üblichen Floskeln, die ich an diesem Abend schon zigmal verwendet hatte. Vielleicht würde es mir so leichter fallen, lockerer zu werden. „Ich bin 22. Und wie alt bist du?“ Leif grinste breit. „Am 1. April werde ich 25. Und wann hast du Geburtstag?“ Lauthals begann ich zu lachen. Noch immer kichernd beantwortete ich seine Frage: „Ich wurde ebenfalls am 1. April geboren. Ich denke, damit hat sich die Frage nach unseren Sternzeichen erledigt. Du bist – genau wie ich – ein kleiner Aprilscherz.“ „Wenn das mal kein Schicksal ist.“ Leif nahm meine Hand in seine. Kaum spürte ich seine Berührung, jagten kleine Stromstöße durch meinen Körper. Sein Blick wurde intensiver. Er kam mir näher. Mein Herz raste. Dann – ein lautes Piepsen. Der Timer. Wir hielten beide inne, erstarrt, sahen wir uns in die Augen. Niemals hätte ich gedacht, dass mir genau jetzt diese Worte über die Lippen kommen würden: „Lass uns unser Date verlängern.“ Leif lächelte. Sein leises „Okay“ war kaum zu hören. Denn in diesem Moment überbrückte er die letzten Zentimeter und küsste mich. Mir wurde schwindelig – aber nicht auf eine schlechte Art. Ich fühlte mich frei. Lebendig. Und während meine Zimtschnecken unberührt blieben, bekam ich von Leif etwas, womit ich selbst nie gerechnet hätte.


© Sabine Knauf 2025-07-02

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Romane & Erzählungen
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Emotional
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