von LM P
Ich gehe wieder ins Schlafzimmer und sehe, dass er die Vorhänge aufgemacht hat und den Balkon etwas kuschliger gestaltet hat.
,,Alles gut?“ Fragt er mich aufrichtig, als wüsste er genau, was im Bad geschehen ist. Ich lächle leicht. Mehr geht nicht.
,,Ja, alles gut.“ Ich gehe zu ihm auf den Balkon. Er gibt mir eine intensive Umarmung. Dann gibt er mir ein Kuss auf die Stirn. Jayden, was machst du da? Weißt du überhaupt, was ein Kuss auf die Stirn bedeutet? Bitte tu mir das nicht an. Wir setzen uns auf den mit Teppich übersehenden Boden und er kuschelt uns beide in eine Decke ein. Es ist schon dunkel und man kann die Sterne im Himmel so wunderbar sehen. Sie sind so schön. Sie himmeln mich an, als könnten sie mich verstehen. Als würden sie mir ein Zeichen geben. Ich glaube, ich habe hier meine Antworten vor mir. Ich schließe die Augen und auf einmal kann ich mich an alles erinnern, was am Strand passiert ist. Ich glaube, ich habe meine Antworten gefunden, die ich am Strand gesucht habe.
,,Stella, ich denke, alles, was wir brauchen sind nur wir beide. Ich weiß, du hast viele Schwierigkeiten, aber wir haben schon vieles geschafft und ich glaube auch, dass es dir hier bei mir besser geht, als Zuhause. Oder vor dem Ort oder vor den Personen, vor denen du versucht, wegzulaufen.“ Oh, warum habe ich denn schon wieder Tränen in den Augen? Warum ist das alles nur so kacke gelaufen? Warum musst du mich ausgerechnet jetzt lieben, Jayden? Wie kannst du mich Wrack überhaupt lieben? Besteht deine Liebe aus Mitleid und Hoffnung, dass du mir ein besseres Leben gibst?
,,Stella, du musst bei mir nicht mehr weglaufen. Du musst vor mir nicht weglaufen. Ich werde dich immer beschützen. Ich werde dir das zeigen, das geben, was du brauchst. Das was du nie bekommen hast. Ich weiß, du hast Angst, aber vor mir musst du sie nicht haben und vor dass, was du fühlst, auch nicht.“ Wir gucken beide in den Himmel. Er weiß ganz genau, dass ich am Heulen bin. Er streichelt meinen Rücken.
,,Sie mal, eine Sternschnuppe. Schnell, wünsch dir was.“ Ich gucke zu ihm, er schließt die Augen. Ich gucke sein wunderschönes Gesicht an. Es ist eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Er ist zu schön, um wahr zu sein. Ich mache es ihm nach. Was wünsche ich mir? Ich wünsche, dass all mein Schmerz in der Brust endlich aufhört und das ich wieder lachen kann. Dass ich alles vergessen kann und endlich abschließen kann. Ich wünsche mir, dass meine Entscheidung die Richtige sein wird. Aber vor allem wünsche ich mir, dass Jayden ohne Leid davon kommt. Ich wünschte, wir könnten das erfüllen, was er mir eben sagte. Ich wünsche mir für ihn so viel Glück und Liebe und dass er bald die Richtige an seiner Seite findet. Die ihm alles gibt, was ich nicht geben kann, dass was er verdient. Denn ich bin das bestimmt nicht. Ich weiß, dass das zu viele Wünsche auf einmal sind, aber sie sind doch zum träumen da, oder nicht?
,,Jayden, ich möchte morgen versuchen, alleine spazieren zu gehen.“ Seine Mundwinkel zucken, er ist überrascht.
,,Na klar kannst du das, meine Süße.“ Was ein Trauerspiel.
© LM P 2024-03-02