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Und was konnte ein kleines Mädchen wie ich schon auswirken? Ich konnte mich nicht einmal gegen ein paar Wächter wehren! Als ich nichts erwiderte, fuhr er fort.

„Vielleicht hast du ja schon hin und wieder ein Symbol an verschiedenen Hauswänden gesehen? Es ist ein orange-schwarzer Tiger, der auf einen zu springen zu scheint.“ Ich überlegte ein paar Sekunden, ob ich solch einem Symbol begegnet war. Tatsächlich – an manchen hinteren Hauswänden waren Tiger aufgemalt oder ins Gemäuer geritzt, obwohl sie der Legende nach schon vor mehreren Hundert Jahren durch die große Dürre ausgestorben sein sollten. Nun kennt man das fantastische Tier nur noch aus Erzählungen und Kunst. In Cambria gab es nur noch Haustiere, die von den Menschen bei der Flucht gerettet wurden und Pferde, die für Transport und zahlreiche andere Aufgaben auf dem Land genutzt wurden. Ich hatte dieses sonderbare Symbol nie näher betrachtet, sondern es als ein beliebtes Motiv der zahlreichen Straßenkünstler abgetan. 

“Ich glaube schon, ja. Aber ich habe ihnen nie eine größere Bedeutung zugetan.” 

“Es ist das Symbol unserer Organisation. Der Tiger ist das Tier der Rache, Stärke und Unabhängigkeit. Und wir wollen Rache an dem König, der unsere Leute missbraucht und die Bevölkerung versklavt. Während schwarz für den Tod des Königs steht, bedeutet orange Veränderung für das Königreich.“ In seinen Augen stand ein Hauch von Stolz und feste Entschlossenheit. Sie wollten den König also umbringen. Wenn sie nicht einen wirklich guten Plan hatten, dann würde dies schlichtweg unmöglich sein. Aber etwas in mir vertraute auf die rohe Leidenschaft, die der Mann ausstrahlte.

„Wer genau sind ‚Die Augen des Anbruchs‘?“, fragte ich nun mehr neugierig.

„Vor ungefähr 18 Jahren habe ich diese Organisation gegründet. Zuerst habe ich Flüchtlinge versteckt, die vor der Krone fliehen mussten. Später habe ich angefangen sie auszubilden, bis sich schließlich eine Gruppe von Kämpfern bildete. Insgesamt haben wir um die einhundert Leute, die bereit sind, für ihre Überzeugung zu kämpfen.“ Einhundert Leute. Wie war es möglich, so eine Menge vor dem König geheim zu halten? Diese schockierende Anzahl war alleine schon viel mehr als ich es mir jemals erträumen könnte. Aber war es genug, um den Tyrann von seinem bequemen Thron zu stoßen? Ich runzelte meine Stirn. Wollte ich mich ihnen anschließen? Der Mann vor mir schien wahrhaftig nett zu sein und irgendwie wollte ich ihm vertrauen. Unter anderen Umständen wäre ich vielleicht beigetreten, aber so? Ich saß gefesselt auf einem Stuhl, während dieser Mann von mir erwartete, dass ich mich für ihn in die Schusslinie begab!

„Und jetzt brauchen sie mich, eine Diebin. Wofür? Und übrigens, wäre ich vielleicht eher dazu geneigt, Ihr Angebot anzunehmen, wenn ich nicht an diesen Stuhl gebunden wäre“, antwortete ich trocken.