14 Seilbahnen und Wackelbrücken

Monika Reichart

von Monika Reichart

Story

“M., darf ich heute wieder zu dir kommen, Erbsen pflücken?” Diese Sprachnachricht höre ich, kurz bevor ich zu unserer wöchentlichen Unternehmung aufbreche. “Leider, die Erbsen sind schon alle geerntet! Aber ich habe eine andere spannende Idee”, spreche ich der Mama auf die Box. Es beglückt mich jedes Mal wieder, dass sich die Buben so auf unser Treffen freuen.

Die nächste Freude wartet gleich bei meinem Eintreffen: Die Mama der Buben überreicht mir ein hübsches Packerl. Darin finde ich ein wunderschönes Schreibbuch. J. freut sich immer wieder über meine Geschichten von ihren Buben. Na, wenn mir das keine Motivation ist!

Was wir heute tun? Wart ihr schon einmal bei den tollen Wasserspielplätzen am Fluss? Nein – worauf warten wir noch? Zuerst müssen wir aber auf dem schon oft besuchten Spielplatz am Weg Halt machen. Dort fluten wir mit vereinten Kräften den kleinen See. Diesmal haben wir endlich Schauferl mitgebracht, um die Wasserrinnen vom Sand zu befreien. So erzeugen wir besonders schöne Stauseen und Flutwellen. Ein jüngeres Mädchen, das mit der Mama dazukommt, ist auch beeindruckt. Manuel und Leon können sich gar nicht vorstellen, dass noch spannendere Unternehmungen auf sie warten. Aber sie vertrauen mir und wir ziehen ein Stück weiter.

Dass engagierte Menschen unserer Gemeinde den Erlebnisweg am Fluss vor allem zur Information über die Trift* angelegt haben, interessiert meine zwei jungen Abenteurer noch wenig. Aber gerade das macht auch den Reiz dieser liebevoll errichteten und gepflegten Anlage aus: Die Kinder finden vielerlei Möglichkeiten, im und am Wasser zu spielen. Für die begleitenden Erwachsenen – und auch für größere Kinder – gibt es “im Vorbeigehen” viel über eine Episode der jüngeren Zeitgeschichte zu erfahren. Wie schwer die Menschen damals für Dinge arbeiten mussten, die für uns heute selbstverständlich sind! So ist in unserem Ort eine tolle neue Sehens- und Erlebenswürdigkeit entstanden.

Mit großer Begeisterung und sehr geschickt balancieren die Jungs über die Wackelbrücke und über Steine und fahren juchzend mit der Tellerseilbahn immer wieder übers Wasser. An einer Kiessammelstelle können wir Steine werfen und “Stoamännle” bauen. Soviel Action macht hungrig. So gibt’s bei uns im Garten noch Butterbrot mit Äpfeln, dann kann ich die Zwillinge, nass, schmutzig und glücklich, nach Hause begleiten.

* Trift: Aus den schwer zugänglichen Wäldern am oberen Flusslauf wurde das gefällte und in gleichlange Stücke gesägte Holz in den Fluss gerollt, weiter unten in den dafür angelegten Kanal geleitet und bei einem riesigen “Rechen” im Dorf aus dem Wasser gefischt und gelagert. Außerdem wurde der mitgeschwemmte Schotter nach Größe getrennt abgesondert und konnte zum Bauen erworben werden.

© Monika Reichart 2021-07-25

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