14. Wahrheit oder Pflicht

Sie wollte Wahrheit oder Pflicht spielen und sie bestand darauf, dass Alkohol dazu gehörte.„Entweder lernen wir uns besser kennen oder wir sorgen für die Unterhaltung des jeweils anderen. Im besten Fall beides.“

„Hm, ich kenne das nur von Klassenfahrten, damit alle sich gegenseitig küssen können und Klatsch und Tratsch untereinander teilen.“

„Neein“, antwortete sie. „Wir spielen das nicht, um miteinander rumzumachen. Wahrheit oder Pflicht?“

„Pflicht.“

Sie grinste und streckte ihm die Flasche entgegen. „Trink.“ Er lachte auf. „Ich kann nicht. Ich muss doch fahren.“

„Wir müssen doch jetzt nirgendwohin.“ Sie hatte recht. Er trank einen Schluck. Ein paar Runden später war die halbe Flasche leer.

„Hmm“, sie sah ihn verschmitzt an. „Ich gebe dir eine Auswahl. Entweder du gehst raus und malst ein Herz in den Sand …“

„Neeiinn, alles nur nicht rausgehen“, jammerte er und warf gespielt verzweifelt den Kopf zurück. Draußen regnete es viel zu sehr.

„Oder du küsst mich“, beendete sie den Satz.

Er hielt inne. Meinte sie das ernst? Oder war es ein Scherz? Vielleicht, um ihn zu testen, wie er reagieren würde. Wie sollte er reagieren? „Ich dachte, wir spielen das nicht, um rumzumachen“, versuchte er zu protestieren. Sein Gehirn fühlte sich plötzlich viel zu langsam an.

Sie zuckte mit den Schultern. „Spielregeln geändert. Was spricht dagegen?“

Ja, was sprach eigentlich dagegen? Eigentlich alles. Und doch wieder nichts. Langsam beugte er sich vor und küsste sie. Es war genauso, wie er es sich vorgestellt hatte. Nicht, dass er das getan hätte. Höchstens ein bisschen. Und trotzdem war es ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte. Viel intensiver, als er es sich hätte ausmalen können. Ihre Lippen waren weich und schmeckten nach künstlicher Kirsche. Sie erwiderte den Kuss und machte keine Anstalten, aufzuhören. Als sie begann, seinen Hals hinunter zu küssen, hielt er die Luft an uns riss die Augen auf. Passierte das hier gerade wirklich? Er strich über ihre Haut, hielt jedoch inne. „Oh“, murmelte er. „Ein Mückenstich.“

„Mach Spucke drauf“, flüsterte sie zurück. Er zögerte kurz, dann fuhr er mit der Zunge darüber. Als er aufsah, lächelte sie ihn an und ihre Augen funkelten. Mit einem Finger hob sie sein Kinn an und beugte sich vor. Er erwartete ihren Kuss mit geöffneten Lippen. Ihre Zunge berührte seine, ihre Hände wanderten unter sein Shirt. Ihm war, als würde sein ganzer Körper vibrieren. Er spürte alles. In einem Ansturm von Erregung erwiderte er ihren Kuss heftig, was ihr ein überraschtes Keuchen entlockte. Doch es schien ihr zu gefallen, denn sie zog ihn an sich, nahm seine Hand und führte sie zwischen ihre Beine. Obwohl sie so sicher schien, hatte das Zittern ihres Atems an seinen Lippen etwas Verletzliches. Alles, was er wollte, war, sie gegen die Wand zu drücken und noch einmal dieses kleine Keuchen zu hören. Und nochmal. Und noch einmal. Und immer wieder, immer schneller, bis es stockte und schließlich wieder langsamer wurde.