15 – All in

Camila Pfaller

von Camila Pfaller

Story

Ich werde den Teufel nicht töten.

Mit all dem Whiskey intus erschien mir das überhaupt keine gute Idee mehr, geschweige denn eine Lösung für all meine Probleme. „Jetzt bist du schon so lange hier und ich habe dir noch gar keine Frage gestellt“, begann ich das Gespräch von mir fort zu lenken. Der Teufel lachte. „Das macht nichts. Ich höre gerne zu und außerdem bevorzuge ich gute Gespräche, die sich nicht immer um die gleichen Dinge drehen. Dummschwätzer, Bittsteller und Möchtegern-Dämonenmeister sind mir ein Graus.“

Ich grinste. „Das kann ich mir vorstellen.“

„Entweder sie sind geblendet von meiner Schönheit und meinem Charme oder sie wollen Geld und Macht oder aber sie kreischen „Weiche von mir, Satan“, wobei sie mich doch einfach mit Samael verwechseln. Ich bin aber nicht Gottes Vollstrecker, der die Menschen prüfen soll.“ Er schnalzte genervt mit der Zunge.

Ich fragte mich, wen ich mehr fürchten sollte. Angeblich stand Lucifer in der Rangordnung über Samael und inzwischen war ich mir sicher, dass Satan ein Titel war, den beide tragen konnten.„Was tust du dann?“

Lucifer griff nach meinem Kinn und wieder einmal ertrank ich in seinen Augen. Gold, schwarz, ein ganzes Universum voller Sünde und Qual – jeder kohärente Gedanke verließ mich. „Ich gebe den Menschen etwas, das sie fürchten können, etwas, das sie für ihre Taten zur Rechenschaft ziehen wird, wenn sie sich nicht bessern. Ich muss ihnen aber nicht einflüstern, was sie als nächstes Böses tun sollen, da fällt ihnen ganz von alleine etwas ein.“ Das klang logisch. Bevor ich jedoch nachhaken konnte, lenkte er von sich ab. „Ich erinnere mich, dass du einst gesagt hast: Ich bin durch die Hölle gegangen, damit ich andere an der Hand nehmen kann. Das klingt gefährlich nach einem Sinn im Leben. Außerdem scheint die Arbeit mit Kindern und das Schreiben dich glücklich zu machen, d.h. du scheinst ja doch einen Ort gefunden zu haben, an dem du einfach du selbst sein darfst.“

Wo er Recht hatte…„Du hast mich beobachtet?“ Wenn er jetzt sagte, er wäre mein Schutzengel, dann würde ich endgültig vom Glauben abfallen. Er lachte leise. „Seit dem Tag, an dem du das erste Mal etwas über mich gelesen hast und spätestens als du gesagt hast, du fändest es unfair, dass allen vergeben wird, nur nicht mir und den Gefallenen.“ Ertappt. Ich hatte halt leider schon immer ein Herz für ihn gehabt. Wir konnten aus den Geschichten der Bösen immer etwas lernen – und es war nicht immer, dass wir die andere Wange hinhalten sollten. Apropos Wange…Er hauchte einen Kuss auf die meine, was ein schmerzhaftes Prickeln hinterließ und eine seltsame Sehnsucht.

„Ich muss jetzt leider gehen, Liebes. Die Arbeit ruft.“

Angesichts der Zeit, in der wir lebten, ging ihm diese gerade bestimmt nicht aus.

Doch kurz vor der Tür drehte er sich noch einmal um und schenkte mir ein herausforderndes Lächeln: „Sag mal, jetzt, da wir uns besser kennen…Was hältst du eigentlich von einem Deal?“

© Camila Pfaller 2022-08-27

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