von Monique-K_Roch
Der Fluss war kristallklar und kalt. Die BlĂ€tter, welche den Fluss zu schmĂŒcken begannen, kleideten sich bereits in rote oder gelbe GewĂ€nder und die ersten GĂ€nse brachen in den SĂŒden auf. Nun war es unbestreitbar, dass der Sommer langsam zur Neige ging, dachte Nora wĂ€hrend sie sich um ihre WĂ€sche kĂŒmmerte. Es war ein schöner und warmer Tag. Die Sonne strahlte sachte hinunter und eine leichte warme Brise zerzauste Nora das Haar. Heute war der Perfekte Tag um WĂ€sche zu trocknen, dachte sie und hing, gut gelaunt, die WĂ€sche auf. Konzentriert achtete Nora darauf, dass die WĂ€sche fein sĂ€uberlich ĂŒber der Leine hing. Das bedeutete, dass sich die Sachen nicht berĂŒhrten und das keine groĂen Knicke oder Falten sich in den Stoff setzten. Zufrieden schaute sie auf ihre sauberen Kleider, welche in der Brise leicht schwankten. Da sie soeben alle ihre Aufgaben erledigt hatte, ging sie ins Haus, um sich einen Eistee und ein gutes Buch zu holen. Als sie alles hatte, was sie brauchte, lehnte sie sich an einen Baum und las. Das weiche Moos, die raschelnden BlĂ€tter und die zirpenden Zikaden sorgten fĂŒr eine friedliche AtmosphĂ€re. Nach ein paar Stunden merkte Nora, wie die BĂ€ume immer lĂ€ngere Schatten warfen. Die Sonne ging langsam unter und nahm ihr Licht mit sich. Sie stand auf und schaute zu ihrer WĂ€sche, welche noch nicht trocken war. Zudem sah es so aus als wĂŒrde etwas fehlen, doch da sie nichts fand, als sie sich umschaute, ging sie schulterzuckend ins Haus und kochte das Abendessen. Als sie wieder nach drauĂen trat, war das Sonnenlicht beinahe verschwunden und bei genauerer Betrachtung auch die HĂ€lfte ihrer WĂ€sche. Wie erstarrt schaute sie auf die ĂŒbrigen Teile, die sie irgendwann mal anziehen konnte. SĂ€mtliche KleidungsstĂŒcke waren von Wasser getrĂ€nkt, andere lagen als Eisblöcke unter der WĂ€scheleine und wieder andere glĂŒhten als AschenhĂ€ufchen ein Loch in den Boden. Den Rest fand sie zerfetzt und zerrissen an BĂ€umen hĂ€ngen, im GestrĂŒpp liegen oder als Dekoration an dem ein oder anderen Drachen. Mit einem GefĂŒhl der Leere setzte sie sich in die Mitte des Trainingsplatzes und schaute ihrer verlorenen WĂ€sche hinterher. Manche der Teile hatte sie extra fĂŒr ihre Arbeit entworfen und mehrere Monate lang daran genĂ€ht. Andere StĂŒcke waren so gewebt worden, dass sie ihre Magie verstĂ€rkt hatten, zudem waren die so teuer gewesen, dass sie extra dafĂŒr sparen musste. UnglĂ€ubig schaute sie noch immer auf das Chaos, dann fing sie an zu lachen. Sie lachte so laut, dass sich die Drachen erschreckten. TrĂ€nen bildeten sich schon in ihren Augen, doch sie lachte einfach weiter und weiter. Es war ein befreiendes und herzliches lachen und egal wie sehr sie auch versuchte aufzuhören, der Anblick brachte sie immer wieder von neuem zum Lachen. Die Drachen hatten sich mittlerweile um sie herum versammelt, was sie nur noch mehr zum Lachen brachte. Artus, der ihre lila Farbende Strickjacke ĂŒber seiner Schultern trug und Miss NĂ€ckros, die ihren Sommerhut auf ihren riesigen Kopf gesetzt hatte, brachten Nora vollends zum Weinen. Sie krĂŒmmte sich vor Lachen und wischte sich die TrĂ€nen aus dem Gesicht, doch ihr Lachanfall hielt noch lange an. Irgendwann in der Nacht schaffte sie es endlich sich zu beruhigen. Sie sammelte alles ein, was sie noch finden oder auftauen konnte und setzte sich, mit einer Nadel und einem Faden an ein Feuer.
© Monique-K_Roch 2024-09-19