von Alissa Naubert
Mira biss an dem anderen Ende des Grashalmes ab. Daraufhin machte Tommy einen Rückwärtssalto, um zu verhindern, dass seine Schwester seinen gesamten Snack aufaß. Beide lachten und kugelten sich mittlerweile auf dem Rasen. Davy sah erst zu, stürmte dann aber doch auf die beiden zu und Pawlaw lachte mit ihnen, winkte jedoch ab, als sie meinten, er solle doch mit ihnen herumtollen.
„Na, wie ich sehe, habt ihr eine gute Zeit zusammen!“ Das war die Stimme von Mary-Ann. „Oh, du bist ja gar nicht am Schlafen!“, entgegnete Pawlaw. „Ich konnte nicht schlafen und dachte, ich komme nochmal vorbei, um zu schauen, was ihr so macht. Es ist schön zu sehen, wie unbeschwert meine Augensterne spielen, herumtoben und die Zeit genießen. Wir Erwachsenen machen uns viel zu oft Gedanken über die Vergangenheit und Sorgen um die Zukunft.“ Da hatte sie recht. Es war so wichtig jeden Moment zu genießen, denn das Leben ist so kostbar. Pawlaw konnte ihre Gedanken nahezu mühelos lesen und fügte an: „Immer, wenn wir im jetzigen Moment sind, sind wir wirklich fokussiert auf das, was in dem jeweiligen Moment passiert. Wir können uns zwar unzählige Gedanken machen über die Vergangenheit und die Zukunft, im Grunde haben wir aber immer nur diesen einen Moment, der jetzt gerade stattfindet. Euch ist es bestimmt mal aufgefallen, wenn ihr mit euren Igelnasen Bilder in den Sand zeichnet. Da kann man ganz leicht in einen sogenannten Flow-Zustand kommen. Das heißt, dass man gar nicht merkt, wie schnell die Zeit vergeht, da man richtig aufgeht in dem, was man gerne tut.“ Davy witzelte, dass Kunst nichts sei, was er gerne mochte und Pawlaw ermutigte ihn, mal nachzudenken, in welchen Momenten er Raum und Zeit vergesse. Mira und Tommy kicherten leise, da Davy wirklich kein großer Freund vom Zeichnen und vom Malen war und das auch immer wieder gern betonte.
Nach kurzem Überlegen sagte Davy: „Hm, mir fällt keiner ein. Ist das schlimm?“ Er schaute ein wenig panisch. „Nein, ganz und gar nicht“, erwiderte Pawlaw. „Manchmal darfst du auch erstmal auf die Suche gehen, um herauszufinden, wo deine Interessen und deine Freude wirklich liegen. Beschäftige dich mehr mit diesen Dingen, die dich glücklich machen.“ Davy nickte und schaute seine beiden Geschwister an, die sich links und rechts von ihm hinsetzten. Mira stupste ihn an und flüsterte: „Wenn wir dir mal helfen sollen, sind wir immer für dich da.“
© Alissa Naubert 2022-08-27