2. Ein Dementor wär‘ mir lieber – Hanna

Vanessa Franken

von Vanessa Franken

Story

„Oh mein Gott, schau dir diese Landschaft an. Ich glaube, ich träume. Es fehlt nur noch der alte Ford, der oben am Himmel fliegt und es wäre einfach perfekt“, sagt Merle und schaut gebannt aus dem Fenster des Zuges. „Aber sowas von. Ein Dementor wäre auch nicht schlecht,“ antworte ich lachend. Hätt‘ ich doch nur nichts gesagt, hätt‘ ich doch nur nichts gesagt, dachte ich nichtmal zwei Minuten später, als tatsächlich dieser Idiot von heute Morgen durch den Zug an unserem Abteil vorbeiläuft. Natürlich guckt er auch rein und muss etwas sagen. „Hannelore! Das ich dich hier sehe. Hätte dir gar nicht zugetraut, dass du ein Potterhead bist, du siehst eher nach einer Twilight-Trulla aus,“ quasselt er los. Verzeihung? Was stimmt denn mit dem nicht? Erstmal heiße ich immernoch nicht Hannelore, wobei er schon nah an meinem richtigen Namen dran ist und außerdem .. Twilight? Really? Die einzige Rolle, in der ich Robert Pattinson akzeptiere, ist nun mal Cedric. „Du hast übrigens Dreck an der Nase, weißt du das?“, riss mich der Kerl aus meinen Gedanken. „Ach und du meinst mit einem Spruch von Hermine kannst du dein Gequatsche wiedergutmachen, ja?“, frage ich ihn.
„Ich dachte es lockert die Stimmung, nachdem ich dir den Zutritt zum Kaffee so lange verwehrt habe, Hannelore“, entgegnet er.
Merle findet das anscheinend total witzig und lacht sich kaputt, „Suchst du vielleicht auch noch eine Kröte?“, fragt sie ihn. Beide brechen in schallendes Gelächter aus, nur ich nicht, Ich find’s einfach dämlich und will das er geht.
„Ich bin übrigens Jasper, Jasper Fulton“, sagte er nach einer kurzen Beruhigungspause und hielt Merle seine Hand entgegen. Sie ergriff sie und stellt uns beide vor. Als er erfährt, dass mein Name Hanna ist, beginnt er wieder zu lachen und sagt „Na, da war Hannelore doch gar nicht schlecht geraten oder was meinst du? Ich glaube, ich bleibe trotzdem bei Hannelore, das passt irgendwie besser zu deinem mürrischen Gesicht.“
„Was ich meine? Ich meine, es wäre besser du würdest jetzt gehen. Merle und ich würden gerne alleine unser Abenteuer genießen.“ Merle guckte skeptisch, aber akzeptierte, dass ich ihn wegschickte und sagt nichts dazu. Jasper murmelt ein leises „Wenn du das so willst, bitte..“ und verschwand wieder irgendwo im Rest des Zuges.
„Sag mal, bist du denn von allen guten Geistern verlassen?!“ raunzt Merle mich an. „Der ist doch genau dein Typ! Mit seinen blauen Augen, den schwarzen Haaren und seinen Grübchen! Hast du diese Grübchen gesehen, wenn er lacht?! Er macht Harry Potter Witze und du steigst nicht drauf ein? Sollte ich mir ernsthafte Sorgen um deine Gesundheit machen?!“
Jetzt muss ich mir auch noch einen Vortrag anhören. So sollte unsere Zugfahrt wirklich nicht ablaufen.
„Dann schnapp du ihn dir doch, Prinzessin!“, zicke ich sie an. „Die Rede davon war, dass er DEIN Typ ist. Du weißt genau, dass er jetzt schon viel zu nett für mich ist. Außerdem.. Hast du seine Arme gesehen? Er hat viel zu wenig Muskeln für das, was ein Mann bei mir leisten muss, wenn du verstehst, was ich meine“, zwinkerte sie mir zu. „Ich warte trotzdem lieber auf jemanden mit mehr Persönlichkeit. Und jetzt, für den Rest der Zeit Männerverbot!“



© Vanessa Franken 2024-01-18

Genres
Romane & Erzählungen