von Klaus Schedler
„Vor den Toten brauchen wir uns nicht zu fürchten, denn wir, die Lebenden, sind in der Überzahl.“ Das hatte ich im Freundeskreis behauptet, denn kurz vorher hatte ich zum Zeitvertreib versucht in Excel die biblische Bevölkerungsentwicklung von Adam und Eva bis zur Jetztzeit nachzubilden. Tatsächlich grundelte bei mir die Menschheit seit der Schöpfung fast 5.500 Jahre auf dem Niveau von ein paar 100 Millionen dahin. Erst im 18. Jh. begann das ausgeglichene System aus dem Ruder zu laufen: Waren es um 1600 noch etwa 500 Millionen, so wurde bereits etwa um 1800 die erste Milliarde geknackt und jetzt, im Jahr 2019 stehen wir bei 7,8 Milliarden Menschen. Nach meiner Überschlagsrechnung sollte das für eine satte Mehrheit von Lebenden reichen.
Die Freunde äußerten massive Zweifel und baten mich, die Angelegenheit zu überprüfen und siehe da, ich lag mächtig falsch. Tatsächlich machen die lebenden Zeitgenossen nur 6 bis 7 Prozent aller Menschen aus, die bisher gelebt haben. Ursache meines Fehlers war weniger die zeitliche Beschränkung als vielmehr die viel geringere Lebenserwartung bzw. die hohe Kinder und Säuglingssterblichkeit.
Bei meiner Recherche fand ich auch ein Kuriosum: Heinz von Foerster, ein aus Österreich stammender und in den USA tätiger Wissenschafter hatte 1960 im anerkannten amerikanischen Wissenschaftsmagazin Science (No. 132, 4. Nov. 1960) gemeinsam mit seinem Mitarbeiterteam publiziert, dass die Welt am 13. November 2026 untergeht. Er kam zu diesem Schluss bei seiner Prognose der Weltbevölkerung. Basis war die verblüffende Feststellung, dass die Reziprokwerte der Weltbevölkerung der letzten Jahrzehnte eine exakt gerade Linie bildeten, die im Jahr 2026 die Zeitachse schneidet. D.h. ab diesem Zeitpunkt ist die Weltbevölkerung nicht mehr definiert. Der Titel „Doomsday“ also Weltuntergang sicherte dem Autor über Jahrzehnte ungeahnte Publizität und noch heute wird bisweilen auf dieses Datum Bezug genommen. Auch der namhafte heimische Statistiker Gerhart Bruckmann setzte sich 1977 kritisch mit dieser Arbeit auseinander, bezeichnete sie als Kuriosum und stellte fest, dass nach seiner Berechnung das Ereignis formal sogar 6 Jahre früher eintreten würde. Kaum jemanden aber ist bisher aufgefallen, dass der 13. November egal ob im Jahr 2026 oder 2020 nicht nur ein wahrhaft schwarzer Freitag, sondern gleichzeitig auch von Foersters Geburtstag ist. Gar so ernsthaft dürfte er seine berühmte Studie also gar nicht gemeint haben.
„Ist denn dann noch ausreichend Platz im Himmel?“ „Eher nein“ sagte ich, „… denn nach der Apokalypse sind ohnehin nur 144.000 ausersehen, wie der Münchner im Himmel „Hosianna“ singen zu dürfen.“ „Und Du, bist Du dabei?“ „Wohl kaum, denn das sind ausschließlich Männer, die sich zeitlebens von allen Frauen ferngehalten haben.“ „Und du bist sicher, dass da der Himmel gemeint ist?“ Tja, sicher bin ich mir da wirklich nicht, aber zumindest steht es so in der Offenbarung 14 1-3.
© Klaus Schedler 2019-04-11