von Andrea Stix
Schon seit Wochen geistert es durch die Medien. Aber was hat sich gegenüber den Vorjahren tatsächlich geändert?
Das Wetter ist auf jeden Fall schon mal schöner als in so manchem Jahr davor. Ich kann mich noch erinnern, dass wir dieses Fest auch schon mit Wintermantel und Eiersuche im Schnee erlebt haben. Aber das Wetter können wir ohnehin nicht beeinflussen und das hat mal nichts mit einem „neuen“ Ostern zu tun.
Der Festschmaus findet wohl auch so statt wie an den Jahren davor. Die meisten Menschen haben (noch) genügend Geld, um sich gute Lebensmittel zu besorgen und vielleicht sogar mehr Zeit für die Zubereitung der Speisen als in den Jahren davor. Eine selbst gemachte Osterpinze hat schon einen tollen Geschmack!
Die Gottesdienste können ebenfalls mitgefeiert werden. Es wurden keine Kosten und Mühen gescheut, alles live miterleben zu können. Für die ältere Generation hat das sogar den Vorteil, dass sie bequem von daheim aus dabei sein kann. Und der Glaube ist ja schließlich nicht vom Ort abhängig!
Kommen wir nun zu den Geschenken. Mag sein, dass vielleicht heuer weniger oder anders geschenkt wird als in den Vorjahren. Vielleicht ist das Zeit-Geschenk viel wertvoller als gekaufte Gegenstände!
Also insgesamt findet Ostern genauso statt wie in den Vorjahren. Mit Ausnahme der Treffen von Freunden und Verwandten. Letztere werden oft ohnehin nur auch Pflichtbewusstsein heraus absolviert. Vielleicht auch mal eine Chance darüber nachzudenken, was wirklich im Leben zählt!
Es gibt aber trotzdem eine Gruppe von Menschen, für die Ostern tatsächlich heuer anders ist, als in den Vorjahren:
Für Kinder , die vielleicht seit einigen Wochen im St. Anna Kinder-Spital sind und die gemeinsam mit ihren Eltern hoffen, den Krebs zu besiegen.
Für Personen, die in diesen Tagen arbeitslos geworden sind und sich sorgen, weil sie eine Familie zu ernähren haben.
Für Menschen mit Demenz, wenn ihnen die zeitliche Orientierung bereits fehlt. Gerade sie brauchen Rituale wie Feste. Sie geben ihnen den Rahmen für Sicherheit und Geborgenheit in ihrer desorientierten Welt.
In meiner Arbeit mit Betroffenen ist Ostern immer ein Thema 1) :
Herr Karl zum Beispiel kann sich noch gut erinnern wie Ostern früher war. Die Menschen hatten kein Geld für Geschenke, aber es gab an diesen Festtagen genug zu essen. Ganz besondere Speisen, die man mit Freunden und Verwandten teilte. Und er war Ministrant und es war eine Ehre für ihn als Kind beim großen Festgottesdienst dabei sein zu können. Vom Herrn Pfarrer gab es sogar ein rotes Ei, welches er damals wie einen kostbaren Schatz nach Hause getragen hat.
Menschen mit Demenz brauchen ein Gegenüber das zuhört. Dann beginnen sie zu erzählen. Dadurch entsteht nicht nur ein Wohlgefühl bei den Betroffenen, sondern auch deren Gedächtnis wird aktiviert. Ich erfahre oft mehr als die nächsten Angehörigen.
® Andrea Stix
1) Anmerkung der Autorin: wahre Begebenheit, Name und Ort wurden aus Datenschutzgründen geändert
© Andrea Stix 2020-04-12