28 Tage – Der (nicht) ganz … Tag 22

G.F. Stöger

von G.F. Stöger

Story

Kaulquappen – Lieblingstiere meiner Tochter (neben 300 anderen). Erinnern manche an den Ursprung des Lebens.

Kurzer Exkurs: Meine Tochter liebt ALLE Tiere. Bei ihr geht die Tierliebe so weit, dass sie sogar versucht, Lebensmittelmotten vor dem herannahenden Tod durch mich zu bewahren, indem sie ein Fenster öffnet und das Opfer „hinausbefördert“ (wobei die Tierchen da echt hartnäckig sind – wollen sich lieber von mir erschlagen lassen).

Fast neben unserem Haus fließt ein Bach. Wenn man diesen entgegen der Strömung spaziert, kommt man an ein Renaturierungsbecken, welches bei Hochwasser die Fließgeschwindigkeit reduzieren soll. Dort gibt es Schilf- und Inselbereiche und es ist wirklich eine Augenweide. Im Frühjahr laichen dort Kröten, sodass kurze Zeit später 1000e glibbrige runde Gebilde zusammengeklebt in den Schilfbereichen harren.

Wir gehen dort jede Woche spazieren und für mein Töchterlein ist es ein Fest, die Kaulquappen zuerst bei der Entwicklung im Laich und danach im Bachbett zu bestaunen. Wenn es nach ihr ginge, würden wir dort mindestens eine Stunde nur diese kleinen schwarzen Punkte beobachten.

Zu ihrer allergrößten Freude hatte ich vor ca. 4 Wochen entdeckt, dass eine Kröte (oder Frosch) unsere Plastik-Betonmischwanne wohl mit dem geburtlichen Teich verwechselt hatte. Vom Regenwasser gefüllt schwammen dort schleimige Klumpen mit vielen schwarzen Kügelchen darin – „Wir kriegen Frösche, wir kriegen Frösche!“ frohlockte sie.

Sorgsam schaute sie fortan auf die neuen Haustiere (zu denen sich mittlerweile auch Stechmückenlarven gesellt hatten). Sie wuchsen tatsächlich (ich war ob der Wasserqualität nicht ganz sicher, ob das was werden würde).

Aufgrund von Umbauarbeiten musste das Aquarium umgesiedelt werden und fand ein nettes Plätzchen unter dem Zwetschkenbaum. Täglich konnte man beobachten, dass das Schwarz größer wurde. Vor 3 Tagen war es soweit. Die ersten Kaulquappen schlüpften.

Anfangs lagen sie starr im Wasser und ich war mir immer noch unsicher, ob diese kleinen Gebilde die Geburt überlebt hatten.

Heute bei der Gartenarbeit überkam – ausnahmsweise mal – mich der Wunsch, nach unseren „zugereisten“ Bewohnern zu schauen. Die Sonne schien auf die Oberfläche, spiegelnd und tanzend. Im Wasser wuselte es, was das Zeug hielt. Frischfröhlich schwammen hunderte (mehr oder weniger – die lassen sich nicht wirklich zählen) kleiner Kaulquappen umher. Minutenlang beobachtete ich das Geschehen. Ich konnte fröhliches Schwimmen, Geplänkel mit den Stechmückenlarven und wohliges Niederlassen beobachten. Fast vergaß ich die Zeit und die Arbeit darüber.

Ein Gedanke drang sich aber auf: Kaulquappen leben so im Jetzt (wie viele Tiere und auch Kinder). Sie machen sich keine Sorgen über Fressen oder Gefressen werden. Sie schwimmen und leben. Sie ahnen nicht einmal, dass sie später Luft atmen können (müssen). Kaulquappen SIND.

Ach – wär ich doch eine Kaulquappe!

Photo by Mael BALLAND on Unsplash

© G.F. Stöger 2020-04-06

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