3: Das Erwachen

Als ich aufwachte, war ich ganz woanders. Ich atmete schwer und hatte das Gefühl, kaum Luft zu bekommen. Irgendwann bekam ich mit, dass ich ziemlich stark zitterte. Genau in diesem Moment wurde mir noch dazu übel. Deswegen wollte ich mich unbedingt aufsetzen, merkte aber schnell, dass es schier unmöglich ist. Mein Körper machte mir einen Strich durch die Rechnung. Nur langsam beruhigte ich mich, die verstrichene Zeit kam mir wie eine Ewigkeit vor. Vor allem da ich keine Kontrolle über meinen Körper hatte und das alles stillschweigend hinnehmen musste. Ich lag in einer Art Vitrine, über mir war eine Art Glasdeckel und dann sah ich zum ersten Mal meine eigene Spiegelung. Schockiert starrte ich mein eigenes SELBST an. Doch sie sah ganz anders aus als ich, oder soll ich lieber dem Erdbewohner sagen? Unerwarteterweise hatte ich graue Haut und sehr große dunkle Augen. Wo ist der Menschling hin? Irgendwie erkannte ich mich nicht wieder, ich konnte es kaum glauben und musste mein Spiegelbild anfassen. Sogar meine Finger sind seltsam lang. Wie aus dem Nichts öffnete sich das Glas über mir, zum ersten Mal sah ich den ganzen Raum. Es war ein riesiger Raum voller Maschinen. Maschinen, wie die, in der ich gerade sitze. Ich erinnere mich wieder! Natürlich! Seit einiger Zeit schon bin ich Schülerin an der Weltraumakademie und dies war der erste VR-Kurs, den ich jemals hatte. Dieser Kurs ist verpflichtend für alle und soll uns Empathie, den richtigen Umgang mit den Anderen und vieles mehr lehren. Das übliche bla bla eben. Viele sind der Meinung, dass diese Erderfahrung sehr prägend ist, meine Eltern auch. Sie haben mir öfters ihre persönlichen Erfahrungen erzählt. Es sind gute Erlebnisse und Erinnerungen. Schon lang habe ich mich auf diesen Kurs gefreut. Nun werde ich meine Eigenen sammeln. Ab dem heutigen Tag werde ich in zwei Welten leben, in meiner Realität und die der Erdbewohner. Wir wurden seit sehr langer Zeit auf diesen Kurs vorbereitet. Es war eine interessante Erfahrung, doch fast hätte ich vergessen, wer ich bin. Leicht überfordert bin ich schon. Das liegt wahrscheinlich daran, dass mir alles so echt vorkam. So real… Ganz unerwartet stand ein Aufseher neben mir. „Wie hat dir dein Leben auf der Erde gefallen“, fragt er mich, aber ich antwortete nicht und die nächste Frage wurde mir gestellt: „Geht es dir gut?“ Ich nickte nur, obwohl es mir gerade alles andere als gut geht. All diese Nebenwirkungen machen sich immer noch bemerkbar. Unweit von mir öffnete sich der nächste Deckel. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, sehen der Aufseher und ich uns an. Er wirkt gelassen und ruhig. Seine Erscheinung gleicht, die des typischen Aufsehers. Es gibt nur ein Merkmal, an dem man sie erkennen kann, das ist die Robe, die sie tragen. Anscheinend war alles wie ein Traum, so surreal. Der Aufseher spricht mich wieder direkt an: „Ich lasse dir noch etwas Zeit.“ Anschließend steht er langsam auf und fügt hinzu: „Außerhalb des Geräts befinden sich drei Knöpfe, der blaue ist für Wasser, der grüne für Essen und der große rote Knopf ist für medizinische Notfälle. Verstanden?“ Erneut nicke ich. Nach einem weiteren kurzen Moment, in dem er mich anstarrt, verschwindet er endlich. Direkt lehne ich mich zurück, diese Schüssel ist gar nicht so unbequem oder vielleicht bin ich einfach nur müde…. Die Augen fallen mir langsam zu, ich kann sie nicht mehr offen halten…. Ob ich von der Erde träumen werde?