3 Das Verlieben

Isabella Rummel

von Isabella Rummel

Story

Es dauerte nicht lange, bis Philipp und ich uns wiedersahen. Ich hatte keinen Fernseher und er bot mir an, dass wir bei ihm „Germany’s Next Topmodel“ ansehen könnten. Zu seiner Freude brachte ich Bier und Nachos mit. Er machte ein paar Witze ĂŒber die Sendung und betonte, dass er das nur fĂŒr mich mitmache.
In dieser Folge fand das Umstyling der Models statt und wir hatten viel zu lachen. Er legte den Arm um meine Schultern und kĂŒsste mich. Keine Sekunde gab er mir das GefĂŒhl, mich mit den dĂŒrren, jungen MĂ€dchen im Fernsehen zu vergleichen, und ich merkte schnell, wie anziehend er mich fand. Ich ĂŒbernachtete bei ihm. Am nĂ€chsten Tag blieben wir ewig im Bett liegen, holten uns mittags aus einem Supermarkt etwas zu essen und erst am spĂ€ten Nachmittag fuhr ich nach Hause.
Ich erzĂ€hlte Anna von Philipp und sie befĂŒrchtete, dass er ein Grund sein könnte, warum ich nicht mehr so oft nach Salzburg fahren wĂŒrde. Ich lachte und versicherte ihr, dass ich genau so oft wie immer kommen wĂŒrde. Soweit waren Philipp und ich noch lange nicht. Oder?
Es wurde zur Gewohnheit, dass wir uns vor dem Schlafengehen schrieben oder die Nacht zusammen verbrachten.
Sophies Beschreibung stimmte in dem Punkt, dass Philipp Raucher war. Aber er rauchte nicht stark und manchmal lagen zwischen den Zigaretten viele Stunden.
Ich fand mit der Zeit heraus, dass er eindeutig ein Nachtmensch war und mindestens bis 11 Uhr morgens schlief, wenn es keinen Grund gab, vorher aufzustehen. Er studierte sehr unstrukturiert Informatik, hatte aber eine eigene kleine Medienagentur mit einem stabilen Kundenstock und finanzierte sich so die Wohnung und sein Leben.
Er war wie ich ein Einzelkind, aber seltener bei seinen Eltern in Purkersdorf als ich in Salzburg. Obwohl er nur zwei Jahre Ă€lter als ich war, hatte er bereits drei langjĂ€hrige Beziehungen gefĂŒhrt und war seit einem Jahr wieder Single. Er hatte mit seinen Exfreundinnen keinen Kontakt mehr.
Sebastian war mit Sophie und ihm in der gleichen Klasse gewesen und sein bester Freund. Philipp meinte, wenn man Sebastian lÀnger kannte und sich an seine proletenhafte Art gewöhnte, wÀre er in Ordnung. Ich war trotzdem froh, ihn nicht so bald wiederzusehen. Ich wagte es, Philipp zu fragen, was Sebastian dazu sagte, dass wir uns trafen.
Angeblich sei ihm das komplett egal und er habe mich ganz nett gefunden. Wie geht das Sprichwort? Nett ist der kleine Bruder von scheiße?
Aber im Moment war nur wichtig, wie Philipp mich fand, und ich glaube, er mochte mich und ich ihn auch.

© Isabella Rummel 2023-09-24

Genres
Romane & ErzÀhlungen
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