von Monique-K_Roch
Die Schatten wurden immer lĂ€nger und der erste Wind an diesem Tag, raschelte durch die BĂ€ume. Es roch nach warmer Erde und Moos, als Nora durch den Wald spazierte. Mit Bedauern schaute sie auf den Teil des Waldes, den sie nicht pflegen und bewĂ€ssern konnte, denn ihre KrĂ€fte reichten dafĂŒr leider nicht aus. An sich war es kein schwieriger Zauber, zentriert Regen heraufzubeschwören. Das Anstrengende war viel mehr, dass dieser Zauber wiederholt werden musste und das zusĂ€tzlich zu den Schutzzaubern, die das GrundstĂŒck abschirmen. Die Schutzzauber generell könnten bald zum Problem werden, denn die Drachen werden immer stĂ€rker und können mit ihren magischen KrĂ€ften sehr leicht magische Barrieren ĂŒberwinden. Bisher haben die trainierten Drachen noch keine Versuche gemacht, wirklich zu fliehen und schlimmeres als der Diebesfall war bisher auch noch nicht passiert. Doch Nora wusste, einen wirklich aggressiven Drachen, könnte sie mit diesen Zaubern nicht beeindrucken. Gedanken verloren, wanderte sie zu dem Fluss, in dem Miss NĂ€ckros lag und friedlich schlief. Als sich Nora der alten Drachendame nĂ€herte, hob diese den Kopf und wackelte freudig mit den Ohren. Nora ging auf sie zu und tĂ€tschelte ihr vom Flussufer aus den Kopf. Das ermunterte Miss NĂ€ckros, wodurch sie aufstand und sich zu voller GröĂe aufrichtete. âHast du mal wieder Lust zu spielen?â, fragte Nora und suchte bereits den nĂ€chsten Felsstein. Miss NĂ€ckros drehte sich begeistert im Kreis, als sie das Wort âspielenâ hörte und wirkte auf einmal zehn Jahre jĂŒnger. Zudem wirbelte sie damit sĂ€mtliches Wasser auf und bevor Nora wusste, wie ihr geschah, waren ihre Kleider von Wasser durchtrĂ€nkt. Das störte Nora jedoch kein bisschen, da es einfach zu warm war, um sich darĂŒber Sorgen zu machen. âBist du bereit?â Miss NĂ€ckros schnaubte begeistert und lieĂ den Felsstein, der etwa so groĂ war wie Nora, nicht aus den Augen. Nora berĂŒhrte den Felsen kurz, flĂŒsterte eine kleine Formel und er begann zu schweben. Dann folgte der groĂe Moment. Mit einem gezielten WindstoĂ beförderte Nora den Felsen weit in den Wald und Miss NĂ€ckros folgte. Nora schmunzelte, denn sie musste an das Gesicht ihrer damaligen Professorin denken, als sie versucht hatte, Miss NĂ€ckros in die UniversitĂ€t zu schmuggeln. Was nicht sehr erfolgreich war, denn kein Tarnzauber der Welt hĂ€tte einen 20 Meter groĂen Drachen versteckt. Zumindest kein Zauber, den sie bis dahin kannte. Trotzdem war dieser Drache verletzt gewesen und brauchte Hilfe, sie konnte sie einfach nicht in diesem Sumpf zurĂŒcklassen. In Erinnerungen schwelgend bemerkte Nora nicht die aufgedrehte, auf sie zu rennende Miss NĂ€ckros, welche ihr voller Stolz den Felsen zurĂŒckbringen wollte. Sie wunderte sich lediglich, warum es so schnell so stark schattig wurde. Erst im letzten Moment bemerkte sie, dass die abrupt bremsende Miss NĂ€ckros den Felsen direkt ĂŒber ihr losgelassen hatte. Der Hechtsprung zur Seite bewahrte Nora zwar vor sehr schweren Verletzungen, dennoch traf der Felsen ihr linkes Bein und zertrĂŒmmerte dieses. Nora wand sich vor Schmerz und versuchte, den Felsen von ihrem Bein zu bekommen. Miss NĂ€ckros schaute sie entschuldigend an, dann nahm sie vorsichtig den Felsen von Noras Bein und setzte diesen ab. Nora hĂ€tte am liebsten geschrien, tat es jedoch nicht, da sie ihre Drachen nicht beunruhigen wollte. Somit wurde sie, mit zusammengebissenen ZĂ€hnen, behutsam zum Haus getragen.
© Monique-K_Roch 2024-12-20