3 – Schmerzmittel für ein gebrochenes Herz

Lea Bürkle

von Lea Bürkle

Story

Ich schreibe in den meisten meiner Texte über ein Leben, das ich niemals haben werde. Jedes Leben ist individuell und etwas, was man nicht so planen kann, das nur das erwartete passieren wird.

Man ist von großer Bedeutung für das Leben anderer. Man selbst kann entscheiden, ob im Guten oder Schlechten.

Um überhaupt so weit zu kommen, muss ich den nächsten Schritt wagen und auf Menschen zugehen.

Es ist das erste Mal, das ich mein Zuhause weiter als zum Kräutersuchen verlasse. Das war mein Leben, als meine Mutter noch da war. Nichts Spannendes oder Besonderes, aber es reichte, denn ich war glücklich. Seitdem sie aber tot ist, hat sich einiges geändert. Denn wenn mein Leben mal bunt war, kommt es mir jetzt nur noch schwarzweiß vor. Die Nacht war schöner als die tristen, einsamen Tage.

Wir waren jeden Tag, seit 19 Jahren, zu zweit. Und wenn man so eng ist, kann man nicht so schnell loslassen und sich abfinden, dass es vorbei ist. Wäre mir der Gedanke, dass sie irgendwann weg ist, früher gekommen, hätte es sich nicht mehr normal angefühlt. Und dieser Fakt wäre stets zwischen uns gestanden.

Die Zeit, die wir hatten, haben wir ausgekostet, wir waren zu zweit und das hatte uns gereicht, um glücklich zu sein. Aber diese Zeit ist nun Vergangenheit, die nicht mein Leben verzögern soll, indem die Erinnerungen meinen Kopf nicht verlassen.

Mein erstes Empfinden von dem Wald war, ehrlich berührt. Dieser Ort war wie ein Schmerzmittel für mein gebrochenes Herz.

Dass es sich jemals wieder so gut anfühlen kann, war sehr lange für mich unvorstellbar. Aber es heißt ja nicht umsonst: Die Zeit heilt alle Wunden.

Ich sehe den ersten Menschen immer näher kommen, ängstlich und aufgeregt wie noch nie hob ich mein Kopf und studierte ihre Gesichtszüge. Die ältere Frau lief gebückt mit einem Stock in der einen und einem Korb in der anderen Hand direkt in meine Richtung. Ich versuche mich, auf die erste Anwesenheit eines Menschen vorzubereiten. Wenn ich nur wüsste, wie ich das machen könnte.

Zehn Sekunden später stand sie direkt vor mir. „Liebes, was machst du denn so alleine mitten im Wald?“ Ich öffnete meinen Mund, doch es kam kein Ton raus. Ich hatte das Gefühl, das ich verlernt hatte, wie man spricht. Es schien, als hätte die Frau bemerkt, dass nichts kommen wird, deswegen sprach sie weiter. „Du musst aufpassen, hier gibt es viele Menschen, die nichts Gutes im Sinne haben.“ Ich hatte das Gefühl, als würde sie jemand bestimmten damit meinen. Bevor ich einen weiteren Versuch machen konnte, um etwas zu sagen, klopfte sie mir auf die Schulter und lief mit einem letzten Lächeln weiter.

Meine Mutter brachte mir eine Weisheit bei: Es gibt keinen Menschen der nur böse ist. Ein Mensch besteht aus so vielen Facetten und für jede Tat gibt es Gründe.

© Lea Bürkle 2023-08-01

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Emotional, Inspirierend, Entspannend, Traurig, Inspiring
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