3. Schwiegermutter

Elina

von Elina

Story

Ich sah aus dem Fenster des Autos und versuchte meinen eigenen Gedanken nachzuhängen, was bei dem Lärm, den die beiden durch ihre laute Diskussion verursachten sowie dem Radio im Hintergrund, nicht einfach war. Nur noch ein paar Minuten, dann würden sie mich Zuhause absetzen und ich hätte endlich meine Ruhe. Im Kopf ging ich bereits meine Essensbestellung durch, da am heutigen Sonntag kein Einkauf möglich war. An dem Gespräch der beiden wollte ich mich nicht beteiligen, abgesehen davon, dass sie sich auf Russisch unterhielten, wodurch ich kein Wort verstand, war es mir auch egal. Eigentlich wollte ich nur hier weg, auf dem gesamten Flug hatten wir uns gegenseitig angeschwiegen und auch jetzt hatten wir uns nichts zu sagen. Es ärgerte mich das beide sich nicht die Mühe machten auf Deutsch zu reden, es war Normalität geworden, Peters Familie konnte mich nicht leiden und das ließen sie mich spüren, wann immer es ging, redeten sie auf Russisch und schlossen mich damit aus. Ich machte gute Miene zum bösen Spiel, doch es war anstrengend und Peter war es egal. Wenn ich mit ihm darüber reden wollte, war die Standardantwort, „Es ist ihre Muttersprache sie sprechen lieber darauf, es ist einfacher“. Auch wenn ich verstand, dass es für sie angenehmer war, fand ich es dennoch rücksichtslos und respektlos, mit der Ansicht war ich jedoch allein. „Wo fahren wir hin?“, fragte ich, als wir nicht die Straße in meinen Stadtteil nahmen. „Mama hat gekocht“, bekam ich nur knapp als Antwort von Peter. Am liebsten hätte ich ihm gesagt was ich davon hielt, das ich nicht danach gefragt wurde, ob ich mit möchte, doch eine Szene wollte ich nicht machen, das würde nur die Meinung, die sein Vater von mir hatte Bestätigen, das ich eine spießige Deutsche war. Resigniert nahm ich es hin, nur um wenig später von der gesamten Familie, welche sich in der Wohnung seiner Eltern eingefunden hatten, ignoriert zu werden. Olga, seine Mutter, sah mich abschätzig an. „Braun geworden bist du aber nicht, wart ihr überhaupt weg?“, fragte sie mich, bevor sie schon auf Russisch weiter redete und mich stehen ließ. Ich setzte mich mit an den Tisch, der mit Speisen, deren Namen ich nicht kannte gedeckt war. Was ich jedoch erblickte war, das es gekochtes Fleisch war, etwas das ich nicht mochte. Ungefragt wurde mir etwas auf den Teller gelegt. „Danke, aber ich esse lieber ein paar Nudeln“, sagte ich höflich, da ich das Fleisch beim besten Willen nicht runterbekommen würde und ich es als unhöflicher empfand es liegenzulassen, statt es abzulehnen. Olga äußerte etwas, das ich nicht verstand, doch alle lachten, erst als ich sie ansah, erklärte mir Peter Cousin, „Sie meinte, du solltest mehr essen, du wärst zu mager, Peter isst dir wohl die Haare vom Kopf“. Mein Mund lächelte, doch innerlich kochte ich. Erneut ertönte Lachen und eine scheinbar heitere Diskussion entbrannte. Die Ausgrenzung durch das Verhalten seiner Familie, sollte mich nicht weiter tangieren, doch es zehrte an mir, mehr als ich es mir selbst eingestehen wollte. Nach mehreren Stunden, sagte mir Peter, das sein Vater mich jetzt nach Hause fahren würde. Während seine Mutter eine Torte aus dem Kühlschrank brachte, schob mich mein Freund in Richtung Tür, vor dieser wartete bereits Vitali. Dieser sah ungeduldig auf die Uhr und machte ein Zeichen, das ich mich beeilen sollte. Olga rief nach Peter, dieser drückte mir einen Kuss auf die Wange und schob mich aus dem Haus, während er ihr etwas auf Russisch zu rief. „Wir reden später“, damit schloss er die Tür.

© Elina 2024-08-20

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Dunkel, Emotional, Angespannt