von Lena Kornherr
Ein mal noch tief durchatmen, da standen auch schon meine Eltern in der Küche. „Du siehst so besorgt aus, hast du eine schlechte Note bekommen?“ Wow, das war ja auch genau das Erste, was man von seiner Mutter in einem solchen Moment hören möchte und eine wunderbare Begrüßung. Leicht genervt rollte ich mit den Augen. „Nein Mama, mit meinen Noten ist alles okay, wirklich. Aber ich möchte etwas Wichtiges mit euch besprechen. Setzt euch, ich habe extra euer Lieblingsgericht gekocht.“ Keine Ahnung woher ich plötzlich diesen Mut hatte, eigentlich habe ich sogar etwas Angst vor ihnen. Sie hatten mich zwar nie geschlagen oder ähnliches aber wir hatten auch nie wirklich ein enges Verhältnis. „Du bist aber doch nicht schwanger?“, meldete sich da mein Vater, der schon Platz genommen hatte, leicht geschockt zu Wort. „Was?! „Über diese Äußerung war ich genau so verwundert wie er selbst noch vor wenigen Sekunden. „Aber Papa, von nichts kommt nichts. Man wird ja nicht einfach so schwanger, das müsstest du doch wissen! Außerdem habe ich noch nicht einmal einen Freund, was dir ja auch bewusst sein müsste.““Ja was soll ich denn wissen, was du Wichtiges mit uns besprechen möchtest, wenn es das nicht ist?“ Ganz ruhig Myra, es bringt dir nichts, wenn du ihn jetzt erwürgst, ganz egal wie sehr du gerade das Bedürfnis danach hast. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich manchmal Probleme damit habe meine Emotionen unter Kontrolle zu halten? Aber das ist jetzt gerade auch unwichtig. Gerade musste ich nur meine Wut im Zaum halten. „Indem ihr mich einfach erklären lässt, anders werdet ihr es gar nicht erfahren. Also könntet ihr mich jetzt einfach erzählen lassen und nicht wie immer unterbrechen?“ Na ja, ich weiß ja nicht, ob das mit den im Zaum halten so gut geklappt hat, aber wenigstens habe ich damit die fast volle Aufmerksamkeit der beiden erlangt, denn sie haben inzwischen schon angefangen zu essen, sehen aber trotzdem aufmerksam zu mir. Da begann ich zu erzählen:“Ihr wisst ja, in der Parkstraße gibt es so eine Schule, das Wolfgang Amadeus Mozart Privat-Gymnasium. Es wäre nicht weit weg, ich würde die best möglichste Bildung der Stadt erhalten und nach dem Abschluss dort sind die Chancen erheblich höher an guten Universitäten angenommen zu werden. Anmeldetag ist am 15. Juni. Ich will unbedingt im September dorthin wechseln. Bitte.“ Das letzte Wort war nur geflüstert, ich konnte aber auf ihren Gesichtern sehen, dass sie es verstanden hatten. Wortlos schob ich ihnen das Anmeldeformular mit den beiden Listen obenauf hin. Meinen Blick auf meinen Teller gerichtet begann ich nun auch endlich zu essen während meine Eltern die Zettel studierten.“ Myra?“ Schneller als mir lieb war, waren sie wohl damit fertig. Ich hob nur widerwillig den Kopf als meine Mutter mich ansprach. Ich hatte keine Lust auf das, was jetzt gleich folgen würde. Sie würden mir nur wieder sagen, dass ich aufhören sollte so viel zu träumen. Aber das wollte ich nicht, Träume gibt man nicht einfach so auf nur, weil es jemanden nicht passt. Für seine Träume musste man kämpfen, dachte ich noch bevor mein Vater anfing zu sprechen.
© Lena Kornherr 2024-09-20