4 Der Mann mit den grünen Augen

Ein Schatten schoss aus dem Dickicht.

Noch ehe Mary sich versah, wurde Ludwig von einer kunstvoll geworfenen Schlinge gebremst — geübt, stark, erbarmungslos. Mary stürzte unsanft auf den Waldboden. Keuchend drehte sie sich herum — und blickte in die durchdringenden, grün leuchtenden Augen eines Mannes.

Groß. Breitschultrig. Das Haar dunkel und zerzaust, sein Blick scharf wie ein Messer. Er trat langsam näher, misstrauisch, kampfbereit.

„Du hast hier nichts verloren, Prinzessin.“ Seine Stimme war rau. Kratzig wie Stein.

Mary wich keinen Schritt zurück. Ihr Stolz loderte genauso wie ihr Zorn.

„Wer bist du, dass du mir sagst, wo ich hingehöre?“

Er verzog keine Miene.

„Ich bin Ryan der Drachenzähmer. Und das hier — ist nicht dein Spielplatz. Hier draußen herrschen andere Regeln.“

Für einen Moment schwiegen sie. Nur Ludwigs leises Knurren vibrierte durch die Luft.

Und doch — irgendetwas in diesen grünen Augen hielt Mary fest. Ein Versprechen. Eine Warnung. Ein Anfang.

Ryan sagte kein Wort mehr. Mit einem knappen Wink bedeutete er Mary, ihm zu folgen.

Widerwillig — aber neugierig — tat sie es. Ludwig blieb dicht an ihrer Seite, doch als sie das Lager erreichten, traten andere Drachen heran. Große, schuppige Wesen, in allen Farben der Natur.

Und zur Überraschung aller… neigten sie ihre Köpfe vor Mary.

Ryan blieb kurz stehen. Sein Blick verengte sich.

„Was zur Hölle…“ murmelte er.

Drachen waren misstrauisch. Stolz. Nicht einmal allen Dorfbewohnern vertrauten sie sofort. Aber diese junge Frau? Sie hatte keinen Funken Angst. Und die Drachen spürten das.

„Bringt den Drachen zu Kael. Er soll ihn versorgen.“ Ryan wies auf Ludwig — doch der stieß Mary noch kurz sanft mit der Schnauze an, ehe er sich abführen ließ.