5. Piratenmeer und Schnorchelparadies

Jakob Hysek

von Jakob Hysek

Story
Rotes Meer 2025

Kapitän Ingo und seine Besatzung waren ganz schön beschäftigt. Nachdem sie mit mir eine Fitnesseinheit absolviert hatten, bei der die Crew trainierte und ich, nun ja, auch dabei war, wollte ich mich von der Anstrengung im Wellnessbereich erholen. Wir blubberten im Whirlpool herum und es fiel ihnen gar nicht auf, wenn ich mit mehr als nur meinem Rüssel selbst Blubberblasen erzeugte. Die Yacht Bolkerstraße war einfach unglaublich, man konnte so viel entdecken.

Nach der Erholung war ich ganz schön hungrig. Es gab alles an Bord, wir hatten ein „ich-weiß-nicht-wie-viel-Gänge Menü“ mit unseren absoluten Lieblingsspeisen: Pommes, Kartoffelsalat, frittierte Fische und Hendl, Pizza, Obst und Eis so viel ich wollte. Es war einfach der Hammer, Theo! Die Crew war auf einer Überstellungsfahrt ohne die Besitzer an Bord, deswegen durfte ich wirklich alles. Die nächsten Stunden versank ich in den bequemsten Sesseln überhaupt im Kino an Bord und schaute mir die lustigsten Comics an.

Plötzlich hörte ich ein lautes „Tröööööööööt“. Kapitän Ingo sah durch die Tür und lockte mich zu ihm an Deck. Ich schnallte mich wieder mit den goldenen Kapitänsstreifen seiner Schulterklappen an und sah ein Containerschiff an uns vorbeiziehen. Ingo sagte, es ist 400 Meter lang und kann 24 Tausend Container aufnehmen. Ich weiß nicht genau, was das heißt, aber glaub mir, es war größer als jeder Laster, den wir bisher gesehen haben!

Wir sahen auch noch andere Schiffe, die waren grau und Ingo meinte, die bewachen die Schiffe im Roten Meer vor Piraten. Meine Neugierde fand Ingo nicht gut, als ich ihn aber fragte: „Warum sind Seeräuber so schlecht in Geometrie?“, wusste er nicht weiter. Ich kugelte vor Lachen und presste kichernd, „weil sie Pi-raten“!, heraus. Da musste auch der ernste Kapitän losprusten. Als es dunkel wurde, erklärte mir Ingo die aufregendsten Sternbilder, bis ich bei ihm in der Kommandobrücke einschlief.

Am nächsten Tag gab es Hummus zum Frühstück. Ingo meinte, ich brauche heute viel Kraft, denn heute gehen wir ins Meer zu den buntesten Riffen und Fischen schnorcheln. Ich war ganz aufgeregt, vor lauter Vorfreude habe ich mehr Hummus durch den Rüssel eingeschnauft als ordentlich gegessen. Mama würde vermutlich keine Freude haben, da mein Frühstück nicht nur in meinem Bauch, sondern auch rund um den ganzen Tisch verteilt war.

Dann ging es ins Wasser, die Crew wollte mir was erklären, hatte allerdings keine Ahnung, wie gut ich schon schwimmen kann. Ich brauchte nur eine Taucherbrille und losgings. Mein Rüssel blieb immer Überwasser wie ein Schnorchel, nur besser, weil es ja mein normaler Rüssel ist. Voller Energie von 3 Schüsseln Hummus schoss ich durch die Wellen. Mein Ringelschwanz funktionierte dabei wie eine Turboschraube als Antrieb! Ich hätte sogar Motorboote überholt!

Unter Wasser war es bunter, als ich es je zuvor gesehen habe, Theo! Korallen und Fische, soweit meine Ferkelaugen sehen konnten.

© Jakob Hysek 2025-05-05

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Abenteuerlich, Komisch, Hoffnungsvoll, Unbeschwert
Hashtags