51 Hmm, Lebkuchen!

Monika Reichart

von Monika Reichart

Story

Diesmal geht sich nur ein Kurzbesuch aus. Ich habe seit einiger Zeit einen neuen Job an der Garderobe meines liebsten Veranstaltungshauses und heute Abend habe ich Dienst. Zuvor aber möchte ich mit den Kindern Lebkuchen fabrizieren. Mit gekauftem Teig geht das recht flott, und der schmeckt auch überraschend gut. Ich backe sehr gern, aber Lebkuchenteig – das ist doch eine ziemliche Patzerei. Leider verkauft kein Bäcker in unserem Dorf “nur” Teig, aber bei einer Handelskette bin ich fündig geworden.

Daheim warten schon ein großes Brett und viele Ausstecher auf die kleinen “Krömle*”-Produzenten. Der Teig lässt sich prima ausrollen und schon machen sich die Buben ans Werk. So entstehen Katzen, Schweinderl**, Herzen, Sterne, Autos, Elche, Christbäume, Kometen und vieles mehr. Wir sind da themenflexibel! Rasch bemerken die beiden, dass sich viel mehr Kekse bei einem Durchgang ausgehen, wenn man immer am Rand mit dem Ausstechen anfängt und wenig Platz zwischen den Formen frei lässt.

Zur Dekoration stehen Mandeln zur Verfügung. Vor vielen Jahren hat mir meine Mama gezeigt, wie man die zuvor überbrühen und dann ganz leicht schälen kann. Kekse backen gehört überhaupt zu meinen besonders schönen Kindheitserfahrungen. Und der Duft! So kann ich mich alle Jahre wieder in diese wohlige Erinnerung zurückversetzen. Aber zurück zu meinen “Leihenkeln”!

Zur Verzierung gibt es außerdem Nüsse aus dem Garten und Aranzini, die von meinen Witwenküssen übrig geblieben sind. Erst sind die Kinder skeptisch, dann drücken sie aber begeistert die kleinen Köstlichkeiten in die ausgestochenen Lebkuchen. Sie stellen sich bei der Arbeit eifrig und sehr geschickt an. Dabei erzählen sie, dass sie heute auch im “Kindi***” Kekse gebacken haben und je eins pro Familienmitglied nach Hause mitnehmen durften. Sie sind also schon im richtigen Modus.

Obwohl wir alle drei fleißig arbeiten, werden wir erst im letzten Moment fertig. Dafür erfüllt schon feiner Duft unser Haus. Frisch aus dem Backrohr werden die Lebkuchen zuerst einmal ganz hart. Leon und Manuel haben aber kein Problem damit, sie schmausen und knuspern gleich fleißig. Schließlich müssen wir ja feststellen, ob sich unsere Arbeit gelohnt hat! Aber schon bald werden die Kekserl in ihrer Dose wieder weich und dann duften sie besonders gut. Stolz tragen die beiden Keksbäcker ihre Werke nach Hause – und darüber freut sich auch die Mama.

* Als Krömle werden im Ländle (Vorarlberg) u.a. Kekse bezeichnet.

** So ganz will ich meine oberösterreichische Heimat nicht verleugnen. Sonst müsste ich “Schwiiile” schreiben.

*** Das ist leicht zu verstehen, odr?

© Monika Reichart 2022-12-02

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