von Kayana Bohr
„Lyx, Lyyyyx, Lyxieee“, aufgeregt rief Loon nach ihrer Freundin.
Lyx schaute verwundert vom Kräuterpflücken auf, es kam nicht oft vor, dass Loon so lauthals nach ihr rief. Sie lief Loon entgegen.
„Alles okay?“
„Ja! Du weißt nicht, was ich gerade für eine Entdeckung gemacht habe!“
Das Funkeln in ihren mandelförmigen Augen verriet Lyx, dass es etwas Besonderes war.
Von der Aufregung angesteckt fragte sie: „Was? Nun sag schon!“
Als ihre Freundin grinsend ihren Kopf schüttelte und sie am Arm packte, ließ Lyx sich einfach mitziehen. Loon führte sie über den Fluss, hinter ein Wäldchen zu einer offenen Wiese voller bunter Wildblumen.
„Na, was sagst du jetzt dazu?“, fragte Loon strahlend.
Lyx war baff.
Ist das Glück? Ist das Glück, was ich verspüre?
So weit das Auge reichte erstreckten sich Blumenfelder, mit Blumen und Blüten in allen Formen und Farben. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus. Ein Gefühl der Zufriedenheit, des Glücklichseins. Sie wandte sich an Loon, die immer noch ihre Hand hielt und nahm ihre andere Hand ebenfalls in ihre Hände, um ihr dann tief in die Augen zu schauen.
„Das ist das schönste, was ich seit langem gesehen habe! So viele Jahre lang habe ich keine solche Blumenwiese gesehen!“
Lyx lächelte Loon liebevoll an und zog sie dann mit in das Blumenfeld. Mitten drinnen breiteten sie ihre Kleider aus und setzten sich zwischen die Pflanzen. Loon gefiel es, dass Lyx so begeistert von ihrer kleinen Überraschung war. Lyx pflückte einige Kräuterblumen, die sie zum Trocknen für den Winter mitnehmen wollte und Loon fädelte einen Blumenkranz aus roten, orangen, weißen und violetten Blumen. So saßen sie in ihre Arbeit vertieft da und hörten dem Gezwitscher der Vögel zu.
Als Loon fertig mit dem Kranz war, strich sie Lyx die Locken hinter ihr Ohr. Bei jeder Berührung, die von Loon ausging, breitete sich ein wohliges Kribbeln im Körper von Lyx aus.
Mit großen Augen schaute Lyx Loon an, welche näher rückte, liebevoll lächelte und ihr vorsichtig den Blumenkranz aufsetzte.
„Du siehst wunderschön aus.“, flüsterte sie in ihr Ohr.
Ein Schauer lief Lyx über den Rücken und bevor sie es sich versah, hatte Loon den Abstand zu ihren Lippen überwunden und küsste sie sanft. Schmetterlinge fingen an in Lyx‘ Bauch an zu tanzen und sie fühlte, wie Glück sie übermannte. Wie automatisch fanden sich ihre Hände um Loons Gesicht und zogen sie näher. Sie lachten beide und fühlten sich glücklicher, wie nie zuvor.
Bis zum Sonnenuntergang blieben sie bei den Blumenfeldern und Kopf an Kopf, rote Locken neben schwarzen Haaren, blickten sie in das goldene Licht der Abendsonne.
Lyx hätte niemals gedacht, dass dieses anfangs so seltsame Mädchen ihr einmal so viel bedeuten würde. Ein seltsames Mädchen mit verträumten Augen und mysteriösen Symbolen.
© Kayana Bohr 2023-02-06