von Sabine Knauf
Schockiert sah ich zwischen Malea und meinen Vater hin und her, es fiel mir schwer, zu glauben, wie Scheiße er sich meiner Freundin gegenüber benommen hat. Noch immer schaffe ich es nicht, zu begreifen, welche abartigen Beschimpfungen sie sich anhören musste. Deshalb kann ich nachvollziehen, dass Malea ihre Tränen nur schwer unterdrücken konnte. Der verzweifelte Blick, den sie mir zugeworfen hat, brannte sich regelrecht in mein Herz ein. Weshalb ich all meinen Respekt, den ich für meinen Vater übrig hatte, vergaß, denn diesen Mann würde ich ab den heutigen Tag nichts als Verachtung entgegenbringen. Meiner Ansicht nach hatte er es nicht anders verdient. Regungslos stand ich im Türrahmen, mir gelang es nicht, mich zu bewegen. Obwohl ich Malea am liebsten am Gehen gehindert hätte, konnte ich es nicht. Fassungslos starrte ich meinen Vater an. „Ich verbiete dir ab sofort den Umgang mit dieser Kreatur. Ein junger Mann von deinem Stand muss sich nicht mit so jemanden abgeben.“ Meinte er das wirklich ernst? Hatte er meine Freundin tatsächlich als Kreatur beschimpft, ich konnte es nicht glauben. Seine Worte, die er mir entgegenschleuderte, sind für mich wie ein Faustschlag in den Magen gewesen. Es dauerte einige Sekunden, bis ich realisierte, was mein Vater von mir verlangt. Selbst wenn ich bis zum heutigen Tag immer das getan habe, was er von mir wollte, würde ich diesmal nicht nach seiner Pfeife tanzen. Ganz im Gegenteil, selbst wenn es bedeutet, dass ich mit meinem Vater breche, werde ich nicht zögern. Im Augenblick schaffte ich es nicht länger, meine Wut zu zügeln, weshalb ich irgendetwas zerstören musste. Da ich nichts anderes zur Hand hatte, griff ich in meine Hosentasche, in der sich mein Telefon befand, mit einer flinken Bewegung schleuderte ich es auf den Boden. Dadurch zerschmetterte es in 1000 kleine Teile. Der Blick meines Vaters verfinsterte sich, natürlich ist mir klar gewesen, dass ich durch mein Handeln den Bogen überspannt habe. Allerdings war mir das egal. Er sollte spüren, wie wütend ich bin. „Was soll das? Für einen Jungen in deinem Alter ist es nicht selbstverständlich, ein tragbares Telefon zu besitzen. So etwas Wertvolles haben sonst nur hochrangige Geschäftsleute. Ist dir bewusst, dass du ein halbes Vermögen zerstört hast.“ Auf seine Beschuldigung ging ich nicht ein, stattdessen begann ich zu schreien. Schließlich musste meine gesamte Wut, irgendwohin. „Das bescheuerte Telefon geht mir am Arsch vorbei! Noch dazu bin ich mit solch einem Teil die Lachnummer der gesamten Schule. Außerdem weiß ich, warum du mir ein Telefon geschenkt hast. Du willst mich dadurch besser kontrollieren. Aber nicht mit mir! Keiner meiner Freunde hat so ein Ding, deshalb kann ich darauf verzichten. Ich habe keinen Bock mehr, dass du mich wie deine Marionette behandelst. Ich werde ab sofort mein Leben so leben, wie ich es für richtig halte, und deshalb werde ich mir meine Träume von dir nicht verderben lassen! Außerdem kannst du vergessen, dass ich mich von meiner Freundin trenne, ich liebe sie! Du alter verbitterter Sack weißt vermutlich nichts mit solch einem Gefühl anzufangen! Immerhin hast du dich noch nie für jemanden interessiert außer für dich selbst!“ Eh ich mich versah, schlug er mir in mein Gesicht, ich konnte fühlen wie das Blut aus meiner Nase floss. Das Einzige, was er noch zu mir sagte, ist gewesen. „Geh mir aus den Augen.“ Mein Vater drehte mir den Rücken zu und verschwand. Während ich mit blutender Nase im Flur unseres Hauses stand.
© Sabine Knauf 2025-01-28