(7) Hoch klettern – tief fallen.

Nikolaus Skene

von Nikolaus Skene

Story

Das war eine spannende Zeit, ich hatte innerhalb der Agentur mit Dr Laher einen Mentor und auf Kundenseite (Henkel) mit Frau Siegert – der „grauen Eminenz“ ebenfalls eine große Lehrmeisterin. Kundenbeziehungen waren immer sehr freundschaftlich bei mir, ich habe stets geliefert, was bestellt wurde, in regelmäßigen Abständen darüberhinaus zusätzliche Ideen und Konzepte vorgelegt und außer, dass ich hin und wieder daran erinnert wurde, dass das nicht „Agentur Ernst“ ist, und ich mich an gewisse Formalitäten eines Konzerns zu halten habe, hatte ich eine steile Karriere. Ich wollte immer als 30 Jähriger eine Million verdienen. Dieses Ziel habe ich mit 26 erreicht, als mir 85.000 Schilling Monatseinkommen (14x) samt Firmenwagen gezahlt wurden.

Ich war immer sehr gut darin, Geld zu verdienen – und leider noch etwas besser darin, Geld auszugeben. Für die Firma hat das bedeutet, dass ich Gewinne in das Jahresergebnis bringe, privat ist mein Lebensstandard immer mit einem Defizit parallel zu meinem Einkommen gestiegen: in anderen Worten: ich habe immer etwas mehr ausgegeben, als ich verdient habe. Meine einzige Chance, Geld zu behalten war eine Wohnung zu kaufen – damit ich zumindest einen Wert schaffe, während ich auf großen Füßen lebte.

Wie sich das Leben so entwickelt, hat die gute Frau Doktor Laher auch irgendwann mal ihr Amt zurück gelegt und ist in Pension gegangen. Zwei Tage nach Amtsantritt der Nachfolge war ich gekündigt.

Selbständig sein war zum damaligen Zeitpunkt überhaupt keine Option für mich. Die damalige Frau des Kreativdirektors Christian Strasser – Claudia Strasser – hat gerade ihre Agentur „Frontpage“ gestartet und mich als New Business Direktor eingestellt. Das war an sich eine sehr tolle Sache und auch sehr vielversprechend, allerdings hat sie mir nach einem Monat offenbart, dass sie eigentlich nicht mehr als ein New Business Projekt pro Monat machen möchte, was bei mir jeden Ehrgeiz gelähmt hat, sehr aggressiv Neugeschäft an Land zu ziehen, so sehr, dass ich dann gar nichts mehr gemacht habe.

Das war übrigens das Jahr („Was haben Sie gemacht?“), in dem wir eines September Vormittages den Fernseher laufen ließen und Bilder von einem Flugzeug, das in New York in einen der World Trade Towers geflogen ist, liefen. Ich weiß noch, wie mir beim ersten Flugzeug unklar war, ob das Realität oder Film sei und beim zweiten Flugzeug klar wurde, dass zu diesem Zeitpunkt der 3. Weltkrieg begonnen hat. Aber das ist eine andere Geschichte und soll woanders erzählt werden.

Nach ein paar Monaten des Nichtstuns waren Claudia und ich einig, dass ich viel Geld koste und wenig neuen Umsatz bringe – und deswegen in beiderseitigem Einvernehmen der gemeinsame Weg beendet wurde. Ich hatte großes Glück: bei McCann Erickson wurde für einen großen Pitch um den damaligen Telefon- und Internetanbieter „UTA“ ein Team zusammengestellt und ich begann zu Jahreswechsel meine Laufbahn bei der nächsten internationalen Agentur.

© Nikolaus Skene 2022-03-15