von Annemarie Hülber
Mö! Da bin ich wieder, das Knödelchen. Ich habe wunderbar geschlafen und wirklich geträumt. Von einem Schaf, das gemeinsam mit mir über Blumenwiesen gelaufen ist. Ob es in Vorarlberg so wunderschöne Blumenwiesen gibt wie in meinem Traum?
Heute war einmal ein ruhiger Tag. Ohne viel Action. Aber trotzdem wunderherrlich. Zuerst waren wir noch in Tamsweg. Alex hat ein Buch aus seinem Rucksack geholt. Er nennt dieses Buch Straßenatlas. Da sind lauter Landkarten drinnen. Alex und Hertha haben sich angesehen, wo Tamsweg liegt und auf welchen Wegen wir hierhergekommen sind. Uff, die beiden mussten ganz schön viele Seiten umblättern. Hertha hat einmal geseufzt. Es kommt ihr so vor, als wäre es nach Vorarlberg fast so weit wie bis zum Mond. Das glaube ich nicht, das muss weiter sein, nach Vorarlberg. Den Mond kann ich fast jede Nacht sehen. Bis nach Vorarlberg sieht man nicht.
Wir hatten noch Zeit. Hertha hat vorgeschlagen, Ansichtskarten zu schreiben. So richtig mit der Hand. Die werden dann per Post verschickt. Alex hat das voll altmodisch gefunden. Mit dem Smarti könnte man ein Wotsäp schicken, das geht ganz schnell, und man kann sogar Fotos mitschicken. Die Hertha hat aber trotzdem Ansichtskarten geschrieben. Eine an den Hubert und eine an die Rosi. Und noch eine an den Alex, aber pst, das ist ein Geheimnis. Ich bin sicher, der Alex wird sich freuen, wenn er nach Hause kommt und Post hat. Die Hertha hat ihm geschrieben, dass sie diese abenteuerliche Reise mit ihm nie vergessen wird und ihn sehr lieb hat.
Hubert war früher im Gumpoldskirchner Männergesangsverein. Der Gesangsverein ist gerade mit einem Reisebus quer durch Österreich unterwegs. Die Herren sind in Salzburg gewesen und fahren jetzt weiter nach Kärnten, um einen Grenzlandchor zu besuchen. Extra für uns haben sie den Umweg über Tamsweg gemacht, nur um uns in ihrem Reisebus mitzunehmen. Das hat der Hubert wieder einmal super gemacht.
Hertha und Alex mussten während der Busfahrt genau erzählen, was wir bisher erlebt haben. Und dann hat der ganze Chor für uns gesungen. Mann, singen die schön! Die treten sogar manchmal im Fernsehen auf. Ich habe auch mitgesungen, aber leider habe ich den ganzen Chor aus dem Takt gebracht. Entschuldigung!
Wir sind dann in Millstatt am See, in Kärnten, ausgestiegen. Von dort geht es für uns morgen weiter. Zum Abschied hat der Chor nochmals für uns gesungen: Pfiat di Gott, mei liabes Schafale. Kimm guat auf die Alm. Danke, mein lieber Gesangsverein, danke fürs Mitnehmen. Ich wünsche euch viele schöne Auftritte mit euren Liedern.
Hertha sagt gerade, ich muss heute zeitig schlafen gehen. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Weil morgen kommt eine große Aufgabe auf mich zu. Na, ich bin schon neugierig.
© Annemarie Hülber 2021-08-05