von LM P
Als ich nach ein paar Tagen wieder zu Kräften kam, gingen wir spazieren. Er hatte meine Sachen gewaschen. Trotzdem habe ich noch sein Zeug an, da mich meine Sachen, an viel zu schlimmes erinnern. Das kann ich grade echt nicht gebrauchen. Ein Glück ist mein Handy nicht beschädigt worden, aber eigentlich will ich gar nicht wissen, was da abgeht. Eigentlich könnte es ruhig kaputt sein. Ich bin seit 5 Tagen abgetaucht, habe mich bei niemandem gemeldet oder einen Zettel hinterlassen. Von mir gibt es kein einziges Zeichen. Zuhause wird die Hölle los sein. Und genau deswegen werde ich auch nicht auf mein Handy gucken. Weil ich weiß, dass mich auf meinem Handy dutzende Nachrichten und viel Stress erwarten wird. Ich habe kein Bock darauf zu antworten und mir wieder irgendwelche Ausreden auszudenken. Ich habe keine Kraft, auch noch dass auszuhalten. Ich bin froh, dass ich noch Luft bekomme und dass ich noch lebe. Ich will kein Stress, sondern einfach nur Ruhe.
„Falls du mich fragen solltest, warum ich das gemacht habe, werde ich dir einen Scheiß darauf antworten.“ Sagte ich patzig zu ihm, um die Stille zu brechen.
„Dann verrate mir doch endlich mal deinen Namen, Verrückte.“ Schön, er hat schon Spitznamen für mich.
„Ich meine, ich rette dich, du schläfst in meinem Bett und hast meine Sachen an, aber ich kenne nicht mal deinen Namen.“ Er hat mich ausgezogen, meine Narben gesehen. Was Schlimmeres kann ich mir gar nicht vorstellen, was hätte passieren können, außer dass ich mich selbst umbringe oder ertrinke.
,,Warum hast du mich gerettet?“ Schoß es mir in den Kopf und sprach es gleichzeitig erstaunlich laut aus. Ich wollte auch gleich hinterher fragen, warum er mich ausgezogen hat, warum er meine Narben gesehen hat. Aber er kann gar nichts dafür. Allein ich kann was dafür, dass ich so aussehe. Und eigentlich kann nicht einmal ich was dafür. Niemand tut sich absichtlich mit Freude weh. Aber das denken manche. Kaputte Menschheit.
,,Ach weißt du was, beantworte die Frage lieber doch nicht. Ich wills nicht wissen.“ Und ab genau diesem Zeitpunkt möchte ich wieder flüchten. Abhauen vor ihm. Wahrscheinlich tat er es aus Mitleid und genau deswegen möchte ich weg. Er bleibt vor mir stehen. Warum zur Hölle bleibt er vor mir stehen.
,,Mein Name ist Stella und jetzt geh mir aus dem Weg, Arsch.“ Ich schubse ihn leicht zur Seite und fliehe aus seinen Gefangenem. Ich laufe schon wieder weg. Ich höre ihn meinen Namen hinter mir her schreien. Es war ein Fehler, ihn meinen Namen zu sagen. Ich höre wie er mir hinterherläuft. Nach zwei Sekunden hat er mich eingeholt und packt mich am Arm.
,,Stella, hör auf vor dir selber wegzulaufen. Außerdem weißt du doch gar nicht, wo du bist. Ich habe dich von Anfang an beobachtet und hatte schon vorher ein komisches Gefühl. Soll ich zusehen, wie du dich selbst umbringst? Man kann vom Glück reden, dass ich zufällig grade da war.“
,,Und was ist, wenn ich es wollte?“ Brülle ich ihm entgegen und brach halbwegs in Tränen aus. Einfach niemand versteht es.
© LM P 2024-02-20