von Birgit Reitzl
Ich öffne die Wohnungstüre und vernehme laute Musik. Als Mara mich sieht, stellt sie leiser und begrüßt mich, doch etwas ist anders als sonst. Sie ist anders. Sie nimmt meine Hände und tanzt mit mir, meine Gedanken verschwinden sofort, da ihr Lachen alles andere verdrängt. Nach einigen Minuten löst sie sich und verschwindet ins Schlafzimmer. „Ist alles okay bei dir?“, frage ich, während ich ihr folge. Sie nickt, mit einem Grinsen in ihrem wunderschönen Gesicht, und überreicht mir ein Paket. „Was…wofür ist das denn? Ich habe nicht Geburtstag und unser Jahrestag ist auch nicht. Kein Weihnachten, kein Valentinstag.“, ich will noch weiter sprechen, doch sie unterbricht mich: „Mach es auf, dann weißt du wieso.“ Ich habe meine Mara selten so ungeduldig gesehen, und doch so voller Vorfreude. Ich öffne langsam den Karton und ein goldener Luftballon kommt mir entgegen, eine Null. Ich werfe meiner Geliebten einen irritierten Blick zu, worauf sie nur mit einem: „Weiter, weiter“, antwortet. Sie ist so süß, ich muss lachen. Als Nächstes nehme ich ein kleines T-Shirt in die Hände, mit der Aufschrift: „Papas Liebling“, doch das allerwichtigste liegt darunter. Ich hole einen Schwangerschaftstest aus dem Karton. Positiv. Meine Augen wandern zwischen Mara und dem Test in meinen Händen. „Du…wir…“, mehr bekomme ich nicht raus, denn meine Augen füllen sich mit Tränen. Ich nehme sie fest in meine Arme und hebe sie hoch. „Wir sind schwanger! Wir bekommen ein Baby!“, rufe ich und realisiere es nun erst. Ich werde Vater. Mara löst sich und sieht mir in die Augen, ihre Worte machen mich nur noch glücklicher: „Wir werden Eltern. Unsere kleine Familie.“ Familie, endlich eine Familie, und das mit der Liebe meines Lebens, meiner Mara. Ich fasse an ihren Bauch und lächle. Ich kann es noch gar nicht glauben.
Bei dem ersten Arzttermin bin ich natürlich dabei und halte Maras Hand, während die Frauenärztin mit dem Ultraschall beginnt. Als ich mein Kind zum ersten Mal auf diesem Monitor sehe, fühlt es sich an, als würde die Zeit für ein paar Minuten anhalten. Es wird endlich real. In ein paar Monaten werde ich dieses kleine, gebrechliche Wesen in meinen Händen halten, es großziehen mit meiner Liebe, unsere eigene kleine Familie. Mara und ich sehen uns an, ich wünschte ich könnte diesen Moment für immer festhalten. Ich war eigentlich nie ein Optimist, denn manche Menschen bekommen im Leben kein Happy End, und so jemand bin ich.
© Birgit Reitzl 2022-08-10