80. Geburtstag von Otto Habsburg

Franz Fingerlos

von Franz Fingerlos

Story
1992

Am 20. November 1992 wurde Otto Habsburg 80 Jahre alt. Der legendäre Pfarrer von Thomatal, Valentin Pfeifenberger, auch bekannt als „Bischof vom Lungau“, meistens wurde er aber „Voitl“ genannt, wurde zu dieser Feier, die in Andechs in Bayern stattfand, eingeladen. Es ist wohl darauf zurückzuführen, weil er mit dem Kaisersohn Otto in langjährigem Briefwechsel stand. Pfarrer Pfeifenberger hat aber, so mir bekannt, den Otto Habsburg bis zu dessen 80. Geburtstag nicht persönlich getroffen.

Von Seiten unseres Landesverbandes für Heimat und Brauchtum wurde ich ersucht, den Voitl dorthin zu begleiten. Auch sollten einige Trachtler und historische Schützen mitkommen. So fuhren wir, insgesamt acht Personen, mit einem Kleinbus dorthin.

Zu Beginn der Feierlichkeiten fand in der Klosterkirche eine heilige Messe statt. Anschließend folgte ein Vorbeimarsch an einer Ehrentribüne, wo der Jubilar sowie andere Adelige und Politiker sich aufgestellt hatten. Vorneweg ging eine Musikkapelle, dann die Oberndorfer Schützengarde und verschiedene Brauchtumsvereine und auch wir. Dann wurde im Klosterbräu zum Mittagessen geladen. Otto ging da nun von Tisch zu Tisch, reichte allen die Hand und unterhielt sich mit seinen Gästen. Es wurden nun an ihm Geschenke überreicht. Auch Voitl hatte ein sehr einfaches Päckchen dabei. Wir fragten ihn, ob er da eine Bombe mithat, er sagte dazu nichts. Es ging im Saal sehr turbulent zu. Die Musikkapelle spielte immer wieder und der Voitl konnte in seiner Bescheidenheit der kaiserlichen Hoheit, so nannte er Otto Habsburg, das Geschenk nicht überreichen. Er konnte jedoch sein Päckchen bei Ottos Frau Regina von Habsburg Lothringen anbringen. Sie öffnete das Päckchen sogleich und siehe da, es kam ein wunderschöner Amethyst zum Vorschein, worüber die Dame sichtlich sehr erfreut war. Sie unterhielt sich dann noch eine Zeitlang mit ihm. Dazu sagte er später: „Das dö Gsöllin mit mir so long gredt hot, des gfreit mi nutz.“

Allgemein herrschte im Saal eine frohe Stimmung. Das dunkle Klosterbräubier schmeckte herrlich. Wir traten erst bei Dunkelheit die Heimfahrt an. Für uns alle war es ein schönes Erlebnis. Voitl war ganz froh und glücklich. Er sagte sogar, nach seiner Primiz ist das der zweitschönste Tag in seinem Leben.


© Franz Fingerlos 2025-05-07

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Romane & Erzählungen
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