9 Emails

Marie Kirchner

von Marie Kirchner

Story
Irland, Deutschland

Hoffnungsvoll wartend sitze ich am Flughafen. Mein Flug solle in 3 Stunden abgehen. Nervös beiße ich mir auf der Lippe herum und überlege, ob das alles die richtige Entscheidung war. Neuer Job, neue Erfahrungen, neuer Kontinent und keine Beziehung mehr. Ich sitze da und starre in die Leere, all die Gedanken an ihn blitzen in mir auf. Unsere Liebe war einzigartig und ich weiß, dass ich ihn niemals nicht lieben kann. Auch wenn am Ende alles den Bach hinab lief und wir uns immer mehr verloren haben. Zwei gebrochene Seelen, die einander fanden und sich versucht haben zu heilen. Fokus. Ich muss mich weiter fokussieren auf das Hier und Jetzt. Ich durchsuche mein Handy auf Nachrichten. Nichts. Weder von ihm noch jemand anderem. Wie auch? Blockiert. Ich habe 3 Tage auf ein Klingeln an meiner Tür gewartet oder einen Brief. Irgendetwas. Mir kommen Tränen, da ich wieder einmal zu tief in meinen Gedanken versinke. Ich sinke tiefer und tiefer, vielleicht finde ich dort unten Atlantis oder eine andere versunkene Welt oder vielleicht finde ich mich selbst. Augenblicke an Sonnenuntergänge und schönen Orten mit Weißweißwein erscheinen vor meinem geistigen Auge.

Ich bin nicht traurig über das was wir weggeworfen haben, sondern über das, was wir hätten haben können, wären wir geblieben. 9 Nachrichten werden bei meiner E-Mail angezeigt. Vermutlich Werbung wie immer. Ich öffne das Programm, vielleicht sind es ja Daten für meinen Flug. 9 E-Mails. Doch nicht von irgendwem, nein. Von ihm. Von dem Menschen, den ich niemals verlieren wollte. 9 E-Mails von gestern Abend. 21 Uhr. Mein Herz schlägt schneller und überschlägt sich fast. 9 Emails, die mir Glauben schenken, dass wir es schaffen. Ich schreibe ihm, dass ich zurückkomme, rufe ihn an. Ich brauche Zeit, 2 Wochen, sage ich. Gelandet in Dublin erfahre ich nach stundenlangem Warten, dass ich nicht einreisen darf in die USA. Mir fehlen Unterlagen. Wie soll ich aber in Irland bleiben, ich habe Familie in den USA bei denen ich geblieben wäre. Schicksal denke ich mir. Er ruft mich an, wir reden stundenlang per Facetime. Wir versuchen es, sagen wir uns. Ein Neustart ohne Lügen, Intrigen und Verletzen. Der Flug nach Hause geht aber erst morgen früh, so sitze ich meine Zeit am Flughafen in Dublin ab. Erkunde die Stadt, beobachte die Menschen und lerne nette Menschen kennen.

© Marie Kirchner 2024-04-07

Genres
Romane & Erzählungen, Reise
Stimmung
Abenteuerlich, Emotional, Inspirierend, Reflektierend, Traurig
Hashtags