Der Geruch von Fisch, von Gewürzen, deren Namen ich sicherlich nicht aussprechen konnte, Obst und Gemüse aller Arten, Schweiß und Parfum und Tieren hing über dem Marktplatz. Der Lärm von unzähligen Marktschreiern dröhnte in meinen Ohren. Das, und das Gebrüll der Wachen des Herrn der Grundschürfergilde, die mir hinterherrannten. Weil ich den violett glühenden Revolver direkt aus seiner Schatzkammer gestohlen hatte.
Ich setzte über den Tresen eines sich beschwerenden Gewürzhändlers, packte den Mann am Kragen und schubste ihn der ersten Wache entgegen. Unbeholfen wichen die Männer einander aus und wurden beide von dem Gewürzsack getroffen, den ich auf sie warf. Roter, wohlriechender Nebel breitete sich aus, der Händler kreischte zuerst empört, dann heulte er unisono mit der Wache auf. Ich sprang über weitere Säcke hinweg, mein Fuß verhedderte sich, und ich fiel durch die Rückwand aus Tuch in den nächsten Stand. Meine Schulter prallte gegen eine Kiste. Glas klirrte.
Ehe ich dies wunderbare Geräusch einordnen konnte, stürzte sich die nächste Wache auf mich. Ich wich dem Säbelhieb aus, sprang auf, griff nach der nächstbesten Flasche und schmetterte sie auf den Kopf des Mannes. In einem Regen aus Wacholderduft ging er zu Boden.
Ich griff eine zweite Flasche, zog den Korken aus der Flasche und trank. Frisch und beißend rann der Gin meine Kehle hinab. Arcaul meinte stets, ich sollte auf meinen Coups nichts trinken. Doch wer hörte schon auf seinen großen Bruder?
Von allen Seiten kamen die Wachen heran. Mir blieb nur der Weg nach oben. Flink kletterte ich das Gestänge des Stands empor, jemand hieb mit dem Säbel nach meinem Hintern, doch verfehlte. Ich zog mich auf den wackeligen Stoff und stürmte voran. Mit den Armen rudernd sprang ich von einem Stand zum nächsten. Unter mir röhrten die Wachen und die Händler, Schüsse bellten, Kugeln verfehlten mich um Haaresbreite. Von hier konnte ich bereits den Ballon meines Luftschiffs sehen. Wo Arcaul mit seinen freundlichen Schatten hoffentlich die Wachen von mir abbringen würde.
Segeltuch riss unter meinem Stiefel. Kurz fiel ich, dann landete ich weich und feucht im Gestank eines schlechten Hurenhauses.
Ein Beil schlug neben meinem Kopf ein, Schuppen und Fischgedärme flogen auf. Ich trat blind zu, traf, und die Fischfrau stolperte zurück. Eine Wache drängte sich an ihr vorbei, brüllend hob er das Gewehr. Ich nahm den erstbesten Fisch und warf ihn ihm ins Gesicht. Er taumelte, ich rappelte mich auf, vergewisserte mich, dass der Revolver noch da war, klaubte mir eine Sardine aus den Haaren und rannte davon.
Am Hafen löste ich mich aus der Menge, duckte mich unter einem Lastenträger hinweg und huschte um die letzte Ecke. Und blickte in die Läufe von sechs Gewehren.
Auf dem Absatz drehte ich mich um, doch nun kamen auch die Wachen angestolpert, mit Glas und Gin beregnet, bedeckt mit rotem Pulver, stinkend nach Fisch, die Säbel gezogen.
Ich grinste gewinnend. „Wir finden doch eine Lösung, oder?“
© theflayingnorthman 2022-08-19