A Berg is nix aunders wia a Mordsdrum Stoa

Klaus P. Achleitner

von Klaus P. Achleitner

Story

Ich bin kein Bergfex, aber nachdem wir hier im Salzkammergut jede Menge -kogel, -hörner und -köpfe herumstehen haben, erklimme ich doch gelegentlich den einen oder anderen Gipfel. Der hier beschriebene Sieg gipfelte jedoch nicht in meiner Heimat, sondern in „Down under“.

Zu 4t bereisten wir ’97 die gesamte Ostküste Australiens. Mit unzähligen Höhepunkten, jeder eine Story wert. Den Abschluss dieses Traumurlaubs bildete ein Abstecher ins rote Herz des Kontinents. Wir flogen von Cairns zum kleinen Connellan-Airport im Northern Territory. Im Ayers Rock Resort nahe des berühmten Sandstein-Monolithen nahmen wir Quartier.

Sonnenuntergang am Sunset Point, wo man das Farbenspiel des Uluru am besten beobachten kann. Es gibt übrigens auch einen Sunrise Point. Beeindruckende 348 m erhebt sich der „Stoa“ aus dem Umland. 9 km geht man, wenn man ihn auf Traumpfaden der Aborigines umrundet. Ehrfurcht überkam mich, als sich der Uluru in der untergehenden Sonne zu verfärben begann, von braun über ocker bis orange-gelblich und rot, bis er sich schließlich nur mehr als schwarzer Block vor dem Horizont abzeichnete.

Weltmusiker Hubert von Goisern singt in einem seiner Lieder „A Berg is nix aunders wia a Mordsdrum Stoa“. Das trifft es genau. Die Aborigines haben hier ihre Kult- und Versammlungsplätze. Ein Berg in einer trockenen Gegend bedeutet Schatten, Wasser und Pflanzen. Es gibt Höhlen und Unterstände, kleine Teiche und Grün.

Früh am nächsten Morgen die Besteigung, wohl wissend, dass Heilige Berge ihre Ruhe haben wollen. Doch schon der berühmte Alpinist George Mallory antwortete 1924 auf die Frage, warum er auf den Mt. Everest wollte: „Weil er da ist!“. Er blieb übrigens gleich oben, bis heute.

Seit 2019 darf der Uluru nicht mehr bestiegen werden. Damals aber führte ein Seil hinauf, denn der erste Teil ist enorm steil. Zahlreiche Gedenktafeln im Fels künden von Unglücken und Abstürzen – 37 Tote sprechen eine deutliche Sprache.

Das Plateau, riesig und von zahlreichen Rinnen durchzogen. Von Winden geschaffen, die tausende Kilometer Anlauf nehmen konnten. Gipfelkreuz ist nicht, irgendwo steht ein Steinpodest mit einer Gipfelplatte. Im Rundblick erschließt sich eine rötliche Landschaft so weit das Auge reicht.

Am Horizont wachsen der Tafelberg Mt. Connor und die Felslandschaft Kata Tjuta, auch „The Olgas“ genannt, aus der Landschaft. Irgendwo versteckt sich der „Kings Canyon“, der am Vorabend für Erheiterung gesorgt hatte, weil ein Reisegefährte meinte, wir müssten auch das „Tal der Könige“ besuchen, dass, wie jeder Pauschalurlauber weiß, am Nil liegt und so gar nichts mit Känguruhs und Koalas zu tun hat.

Windböen in Orkanstärke veranlassten uns schließlich zum vorzeitigen Rückmarsch. Unten wuselten Touristen ameisengleich um ihre weißen Busse. Der Uluru mag kein 3.000er sein, aber es war ein schönes Gefühl, auf dem größten „Stoa“ dieses Planeten zu stehen. Noch schöner, dass er nun wieder ganz den Aborigines gehört.

© Klaus P. Achleitner 2020-04-22

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