Eisschießen mit dem Kärntnerstock für Anfänger
Eisschießen gehört in den Regionen, in denen der Winter noch auf Grund von Eis, Naturschnee oder wenigstens von künstlich Erzeugtem stattfindet, zu einer der am Weitesten verbreiteten Sportarten. Man kann sich kaum vorstellen, welche Summen in diesem Sport bewegt werden und welche Ablösesummen für gute Schützen bezahlt werden, die den Verein wechseln.
Ăśberall dort, wo EisschieĂźen ausgeĂĽbt wird, wird mit streng reglementieren Stöcken geschossen, wobei diese auf der „Platte“ oder „Sohle“, die auf der Lauffläche befestigt wird, auf dem Eis bewegt werden. Die richtig gewählte Sohle entscheidet ĂĽber Geschwindigkeit, Krafteinsatz und Bremswirkung beim SchieĂźen.
Nur in Kärnten, da gibt es den „Kärntner Stock“. Der hat auf der Unterseite eine Holz- oder Metallplatte mit sechs bis zwölf Löchern, die im Kreis angeordnet sind. Manchmal sind es auch dreizehn, wobei sich einer sozusagen in der „zweiten Reihe“ befindet. Diese werden mit Gummistoppeln in unterschiedlicher Farbe, unterschiedlichem Härtegrad und auch unterschiedlicher Form bestĂĽckt. Die Farbe bestimmt den Härtegrad und dieser ist dafĂĽr verantwortlich, ob der Stock schnell oder langsam „läuft“. Dies Form ist ĂĽblicherweise etwa halbkreisförmig rund, kann aber auch spitz sein. Eine Sonderform sind die „Sauger“, die konzentrisch angeordnete Gummilippen haben, die besonders auf nassen Bahnen enorme Bremswirkung entwickeln können und deshalb bei Bewerben fast ĂĽberall verboten sind.
Laien wir meinereiner bestĂĽcken den Stock mit Stoppeln immer derselben Farbe, Experten mit „absolviertem Studium in der Stoppologie“ wissen genau, bei welchen Verhältnissen sie welche Stoppel wie anordnen mĂĽssen . Ein „langsamer“ Stoppel auf der Hinterseite kann die Richtung, in die der Stock läuft, durchaus beeinflussen. DafĂĽr ist unter anderem bei manchen Stöcken das 13. Loch vorgesehen.
Bei Wettbewerben wird mit zwei „Moarschaften“ mit je vier SchĂĽtzen gespielt. Der Chef ist der „Moar“. Er schieĂźt als jeweils erster seiner Moarschaft und eilt dann zum Zielbereich der Bahn, um den weiteren SchĂĽtzen Anweisungen zuzubrĂĽllen, was genau er sich erwartet, dass sie mit ihren SchĂĽssen erreichen sollen.
Dabei gibt es deutschsprachige Anweisungen in einer Fachsprache, die auch fĂĽr gut Deutschkundige oft kaum zu verstehen ist.
In jener Zeit, wo ich noch in dieser Sportart aktiv war, habe ich zwar akustisch verstanden, was mein Moar gesagt hat, und auch intellektuell, was er gemeint hat, wenn er gebrĂĽllt hat: „A Eigene auf die Log!“. Aber ich habe nur ganz selten dorthin getroffen.
PS:
Natürlich war auch diese Sportart im Lockdown verboten. Die einzige Corona-konforme Art, diesen Sport auszuüben, wäre gewesen, sich allein eine Bahn in Freien zu mieten und dort ebenso allein zu üben. Aber ohne Glühwein oder Glühmost hinterher hätte nicht einmal das Spaß gemacht!
© Walter Lepuschitz 2021-02-08