AMA – diese drei Buchstaben stehen heute für Agrar Markt Austria, eine Vermarktungsgesellschaft, die dem heimischen Schnitzel ein Gütesiegel aufdrückt. In den 1970ern bis Anfang der 1990er Jahre dachte man bei AMA noch an die Austria Management Agentur, eine erfolgreiche Künstleragentur in der Sechshauser Straße in Wien, deren Boss Johann Hausner war. Ein Gütesiegel klebte auch an den Musikern, die er unter seine Fittiche nahm: Frischg’fangte wie Wolfgang Ambros, Georg Danzer und Opus .
Hausner war ein Bär von einem Mann, einen Kopf größer als Ambros und zwei Köpfe größer als ich. Er hatte eine polternde Stimme, trug Vollbart und rauchte Zigaretten mit Spitz. Neben seinen Managerqualitäten zeichnete ihn ein ambros-kompatibler Schmäh aus und die Fähigkeit, gute Liedtexte zu schreiben, die noch heute – fünfzig Jahre danach – ihre Gültigkeit haben, Lieder wie “A Mensch möcht i bleibn”, “Zwickts mi” und “I drah zua”. Titel, die in Österreich zu geflügelten Worten wurden und im kollektiven Gedächtnis der Generation 60 plus verankert sind. “A Mensch möcht i bleibn und ka Nummer möcht i wern… Hausner hat sich diese Zeilen aus dem Herzen g’rissen”, vermerkte Ambros pathetisch in seiner ersten Biografie. Die Texte passten zu ihm wie die Faust aufs Aug‘. Und so wählte er auch „A Mensch möcht i bleibn” als Titel für das Buch, das er zu seinem Siebziger im März 2022 veröffentlichte.
In einer Presseinfo der Plattenfirma Bellaphon aus den 70ern schwärmte der Sänger: “Einen Manager zu haben, der einem ab und zu eine Melodie komponiert und einen Text schreibt, muss man erst einmal finden.” Hausner, der dies unter dem Namen Hans Günter Hausner oder Viktor Vane tat, attestierte Ambros im Gegenzug Selbstbewusstsein, gesunden Egoismus und ein G’spür für das Richtige. In gespielter Ehrerbietung nannten sie einander “Der Künstler” und “Der Manager”.
Hausners sprühender Witz zeigte sich nicht nur in “Zwickts mi”, sondern auch in dem Lied “I bin a Weh”, das die Worried Men Skiffle Group sang. “Weh” ist in Wien eine nicht gerade charmante Bezeichnung für einen Menschen, dessen Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft bis zum Geht-nicht-mehr ausgereizt wird. Ein Weh war Hausner wahrlich keins, sondern ein Macher, der überall seine Finger drin hatte und, wenn’s drauf ankam, wie ein Fels in der Brandung stand.
So auch im August 1982, als Ambros in Salzburg beim Teatro spettacolo auftrat und die “Woiferl, Woiferl” skandierenden Fans bei “Schifoan” ausflippten und vor Begeisterung fast das Zirkuszelt zerlegten. “Schifoan” ist übrigens einer der wenigen Ambros-Hits, den er selbst getextet hat. Die größten Erfolge – wie “Da Hofa”, “Es lebe der Zentralfriedhof”, “Tagwache” und “Die Blume aus dem Gemeindebau” – stammen von Joesie Prokopetz, Jugendfreund und Partner in crime.
Hausners Leben endete tragisch. Der Manager starb im Juli 1991, als er mit seinem Wagen auf der Autobahn gegen einen Lkw krachte. Unfallursache war vermutlich Sekundenschlaf.
© 2022-03-25