a) Mit der Kuh auf Du und Du…

Obergrünwald

von Obergrünwald

Story

Ich bin nicht die ‘geborene Bäuerin’. Sondern eine geborene ‚Häuslerin’.

Obwohl ich in einem Dorf inmitten von Wiesen (in denen ich damals schon niesen musste) aufgewachsen bin und somit eigentlich (in moderatem Ausmaß) naturverbunden war, spielten die Natur oder Tiere in meiner fantasievollen Zukunftsplanung keine Rolle.

Klar, ich wusste, dass es Kühe gab. Hatte in unserem Dorf auch schon welche gesehen, so aus der Ferne. Aber sie übten keinerlei Anziehungskraft auf mich aus. Kühe wirkten auf mich lange Zeit nur plump und sogar etwas einfältig. Eigentlich jagten sie mir sogar Angst ein. Was soll man an diesen undressierbaren, wiederkäuenden Vierbeinern nur finden?

Pferde mochte ich dafür schon immer. Die eleganten, feinfühligen Geschöpfe faszinierten mich. In Ihrer Gegenwart fühlte ich mich wohl.

Jedenfalls damals, im zarten Alter von 15 Jahren, verschwendete ich erstmal keinen Gedanken daran, was es heißt, wenn der smarte Herzbube ein waschechter Bauernsohn ist!

Mit der Kuh auf ‚Du und Du‘ kam ich nur langsam – durch die jahrelangen, geduldigen, einfühlsamen Lehrstunden bei meinem Mann. Außerdem durch das gelebte Vorbild in Person meiner Schwiegermutter – ein herzensguter Mensch und Bäuerin mit Leib und Seele. Und letztendlich dank der (seit heuer allgemein bekannten) Mund-Nasen-Schutz-Masken, ohne die ich heute im Stall ständig niesen würde!

Meinen Werdegang als Bäuerin begleitet die eine und andere Anekdote, an die ich von Zeit zu Zeit, meist beim Melken, Ausmisten oder „Heugen“, denken muss und die ich nun bereit bin zu teilen. Denn während mir damals des Öfteren zum Heulen zumute war, kann ich heute meist über mich und den Lauf der Dinge schmunzeln ;-)

Und mit eben diesen Geschichten hoffe ich, dass ich die Landwirtschaft, unsere tägliche Arbeit – unser Leben – mit Stolz präsentieren und ‘Häuslern und Häuslerinnen’ (wie ich selbst eine WAR) näher bringen kann. Manch eine oder einer, die ebenfalls als “Quereinsteiger” unterwegs sind, denken vielleicht an ihre eigenen “kuhlen” Anfänge zurück.

Und allen, die selbst schon immer in der Landwirtschaft tief verwurzelt sind, kann ich vielleicht ein paar Einblicke geben, welche Höhen und Tiefen ihre (zukünftigen) Schwiegerkinder auf dem Weg zur Bäuerin/zum Bauer durchleben.

Meine Schwiegermutter sagt oft: “Wenns ma ned guad geht, wenn ma de Deckn aufn Kopf fallt, dann geh i aussa zu meine Kia. So a Kua hoit vü aus, an de konst di oniloana. Und don gehts ma glei bessa.”

Dass kann ich bis heute nicht verstehen… Ja bei einem PFERD kann ich das nachvollziehen, aber bei einer KUH…?

Und während ich so darüber grüble, lehne ich am warmen Körper, spüre den starken Atem und streiche mit den Fingern gedankenverloren durch das seidige Fell… meiner LieblingsKUH Bärbel! ;-)

© Obergrünwald 2020-10-23

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