Abendandacht

Neben der netten deutschen Damen stand eine warmherzige Klosterfrau. Mit sanfter Stimme lud sie Fiona ein, um 20:00 Uhr an der Abendandacht teilzunehmen. Eine Einladung nicht nur zum Gebet, sondern auch zu einem Moment der Stille und Besinnung. Die Abendandacht der Ordensgemeinschaft, Madras Trinitarias, in der Albergue-Residencia Casa de la Trinidad ist eine besondere spirituelle Erfahrung für Pilger, die dort übernachten.

Die Abendandacht findet jeden Abend nach dem Abendessen statt. Die Nonnen heissen die Pilger zu einer kurzen Andacht willkommen, die aus Psalmen, Gesängen und einer Reflexion über den Tag besteht. Am Ende der Andacht sprechen die Nonnen einen Segen für die Pilger, damit sie auf ihrem weiteren Weg Kraft und Schutz erfahren. Im Anschluss nach der Andacht gibt es oft eine Zeit der Stille, in der Pilger ihre Gedanken ordnen und zur Ruhe kommen können. Die Atmosphäre ist ruhig und besinnlich, und viele Pilger empfinden die Abendandacht als einen besonderen Moment auf ihrem Camino. 

Gegen 21:00 Uhr legte sie sich in ihr Bett, hoffend, dass die Müdigkeit sie rasch in den Schlaf tragen würde. Statt der erwarteten Ruhe kroch eine erbarmungslose Kälte langsam in ihren Körper. Die Albergue-Residencia Casa de la Trinidad war einfach, zweckmäßig, doch außerhalb der Sommermonate konnten die Nächte recht kühl werden. Auch die Nähe zur Küste bringt oft feuchte Luft mit sich, wodurch die Temperaturen niedriger wirken lässt. Sie versuchte, sich eng zusammenzurollen, ihre Arme fest um ihren Leib geschlungen, doch die dünnen Laken boten keinen Schutz. Die Stunden zogen sich quälend in die Länge. Ohne einen Schlafsack war die Nacht eine Tortur. Ihre Zehen fühlten sich irgendwann wie Eiszapfen an, und ihr Zittern wurde zu einer unaufhörlichen Begleitung. Sie drückte sich tiefer in die Matratze, als könnte sie darin Wärme finden, aber nichts half. Dennoch auch diese Nacht ging vorüber und als die ersten Sonnenstrahlen die Fensterritzen fiel, spürte sie eine langsame, träge Erlösung. Die Kälte löste sich aus ihren Gliedern, als hätte sie die ganze Nacht in einem gefrorenen Kokon gelegen. Sie wusste, diese Nacht würde ihr lange im Gedächtnis bleiben.