von Micaela Hemesath
Frauchen und Herrchen waren in Urlaub. Wir bekamen einen Hundegast für ein paar Tage. Im SW von Florida sind Hunde eine Rarität in den 90ern. Da es ausser in den kurzen Wintermonaten immer ziemlich heiß und vor allem schwül ist, ist Gassi gehen kein Vergnügen. Bei schwül reden wir von 95% Luftfeuchtigkeit. Also teilt man sich die Spaziergänge gut ein. Morgens kurz, die wichtigen Hundebedürfnisse abwartend. Wir leben in einem neuen Wohngebiet mit drei künstlichen Seen, direkt am Preserve, dem riesigen Naturschutzgebiet, das sich fast bis zu den Everglades ausdehnt.
Die Häuser sind damals noch spärlich verteilt, die Gärten haben keine Zäune und die Vegetation ist subtropisch. Mein Traum waren immer die Hibiskuspflanzen, die ich vor dem Haus angesiedelt habe; zusammen mit ein paar schönen Palmen und Bougainvilleas. Vom Gegenüber duftete der wilde Jasmin herüber und man sah undurchdringbares Dickicht. Da es in Florida auch Panther gibt, ist der Wunsch, dieses Naturparadies zu betreten, sehr verhalten. Bei einem meiner geliebten Morgen Spaziergänge ist mir einmal so ein kleines >Katzi> begegnet. Am Bommelschwanz habe ich den kleinen Panther erkannt, bin schnell ins Haus zurückgelaufen und sah <Mama Panther< gemütlich hinter ihrem Nachwuchs herlaufen. Glück gehabt!Putzig waren die Fischotter, die sich in unserer Sprinkleranlage duschten und dann wieder im Wald verschwanden. Ein Leben mitten im großen Naturgarten der Subtropen.
Unser Pflegling war ein Greyhound, schwarz, dünn und ungelenk. Er hatte nur eine Aufgabe in seinem bisherigen Leben: Im Kreis rennen hinter einem Hasenfell an einer Stange, die vorneweg sich im Kreis dreht. Dabei werden in der großen Arena Wetten abgeschlossen. Einmal habe ich dieser grauenhaften Tierquälerei zugeschaut, es treibt einem die Tränen in die Augen. Unser Pflegehund sollte nach fünf Jahren erschossen werden, da er nicht mehr schnell genug war. Er wurde gerettet und musste erst lernen, wie Hundsein geht. Er konnte nicht Stöckchen holen, er bellte nie und wenn er sich freute, lehnte er sich mit dem ganzen Körper an die Beine. Dandy war sein Name und als Hundeliebhaberin freute ich mich immer, wenn er zu uns kam.
Der Abendspaziergang war sein Himmelreich, denn er durfte ohne Leine lossausen und das tat er. Zack, war er über mehrere Grundstücke gelaufen, alles ein großer Garten und Rennparcours für ihn. Als freiheitsliebender Mensch war es für mich ein Vergnügen ihn zu beobachten, wenn er tat, was er lange gemusst hatte und jetzt zu meinem und seinem Vergnügen tat. In den Tropen wird es blitzartig dunkel, der Hund war schwarz und verschwunden. “Dandy, where are you“? brüllte ich durch die Gegend. Ich weiß, es gibt Alligatoren im Gelände. So ein Hund wäre ein guter Abendsnack für Ali. Angsterfüllt sauste ich herum und fand ihn winselnd in einer Einfahrt. Er hatte Bissspuren, also waren meine Vermutungen leider eingetroffen.
Dandy wurde verarztet und Abends angeleint. Wilder Garten!
© Micaela Hemesath 2021-04-17