Abschied

Kristina Unger

von Kristina Unger

Story

Es war ein grauer Freitag. Ich habe gekocht, wie ich es jeden Tag mache – nichts Ungewöhnliches. Das Auto war in der Werkstatt also war klar, ich hole meine Mutter von der Arbeit ab. Ich steige ins Auto, wie ich es jeden Tag mache – nichts Ungewöhnliches. Ich sehe einen Parkplatz – ‘’perfekt,, denke ich mir und parke ein. Meine Mutter kommt in dem Moment auch schon mit einem großen Strahlen im Gesicht auf mich zu – wie das so kurz vorm Wochenende nunmal ist. Sie steigt ein. Wir begrüßen uns, wie wir das immer machen – nichts Ungewöhnliches. Ich starte das Auto an und sehe mich um. Plötzlich dieser Anruf. ‘’Hallo Papa,, sagte sie. – Stille. Es war unerträglich. ‘’Wie?,, sagte sie. Dann wieder Stille. Ich blieb stehen Und stellte das Auto ab. Tränen liefen ihr die Wange herunter. Etwas lauter als ursprünglich geplant sagte ich ,,Was ist denn??“ Aber sie sagte nichts. ,,Was ist passiert?“ sagte ich zögernd unter Panik. Ich wusste, absolut nichts war mehr in Ordnung und die vorangegangene Freude übers Wochenende war verschwunden, denn plötzlich wurdest du uns genommen. Aus dem Leben gerissen. Ohne jegliche Vorwarnung. Einfach weg. Keine Möglichkeit mehr, dich wieder zu sehen. So saßen wir also beide da. Weinend und verzweifelt starrten wir stur geradeaus und hatten uns im Moment nichts zu sagen. ,,Komm, lass uns nach Hause fahren.“, sagte meine Mutter entschlossener als angenommen. Also startete ich das Auto erneut und sah mich um. Der Blick durch Tränen verschwommen. Zu Hause angekommen hatte niemand das Verlangen, auszusteigen. Wir saßen nur da – Stille. Alles schien so normal zu sein, so unbehaglich, so wie immer. Doch mit einem Anruf veränderte sich abrupt so vieles. Dich nie mehr wieder sehen zu können. Nie mehr. Es ging nicht in meinen Kopf – tut es heute noch nicht. Du bist weg und ich weiß nicht, wo du bist. Einfach weg. Wer hat das Recht, so etwas zu entscheiden? Wieso kann man so etwas nicht vorhersehen? Nicht aufhalten? Wie geht man mit so einer Situation um? Redet man über die schönen Zeiten? Oder weint man wegen der verpassten? Ist es in Ordnung still zu sein? Wann hört man auf, sich schlecht zu fühlen, wenn man doch wieder einmal das Verlangen verspürt, zu lachen? Wie geht all das? Wie verabschiedet man sich von jemandem, der schon lange weg ist? Wie?

© Kristina Unger 2020-12-08

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